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WWE: Gunther Interview Bash in Berlin: Deutsche Fans sind besonders

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WWE: Gunther Interview Bash in Berlin: Deutsche Fans sind besonders

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Manche Geschichten lesen sich fast schon zu perfekt: Der erste deutschsprachige World Champion der WWE verteidigt bei der ersten Großveranstaltung der WWE in Deutschland seinen Titel. Wenn World Heavyweight Champion Gunter am 31. August beim Bash in Berlin gegen WWE-Legende Randy Orton in den Ring steigt, wird es historisch.

Das weiß auch der gebürtige Wiener, der seit Anfang August den World-Title hält. Auf was er sich einstellt, wieso die deutschen Fans so besonders sind, woher er die Inspiration für seinen Charakter zog und was er für seine Zukunft geplant hat: Sports Illustrated hat Gunther zum Interview getroffen.

Sports Illustrated: Seit ein paar Wochen werden Sie bei den Shows mit einem kleinen, aber wichtigen Zusatz von den Ringansagern angekündigt: World Heavyweight Champion. Macht das was mit Ihnen?

Gunther: Nicht viel. Das ist eine professionelle Auszeichnung. Dementsprechend nehme ich das auch ernst, weil es eine große Verantwortung ist. Sei es bei der Außendarstellung, bei der man mehr zu tun hat, oder im Ring selbst. Als Champion muss alles sitzen. Aber ich habe lange dafür gearbeitet, um in diese Position zu kommen. In diesen Rollen, wo Druck da ist, wo man gefordert wird, fühle ich mich am wohlsten. 

“Die Leute erwarten von mir, dass ich nun einen Champion verkörpere”

– Gunther

Sports Illustrated: Wie hat sich dieser Moment angefühlt, als Sie sich beim Summerslam vor wenigen Wochen als erster deutschsprachiger Wrestler überhaupt zu einem World Champion in der WWE krönen konnten? Business as usual oder war das trotz Ihrer Erfahrung nochmal etwas anderes, besonderes für Sie?

Gunther: Es war schon strange, als ich mich im Hotel mit dem Gürtel vor dem Spiegel gesehen habe. Aber ich kann mir nicht erlauben, dass ich mich darin verliere, weil ich muss die Rolle als Champion nun auch ausfüllen. Von mir als World Champion erwarten die Leute nicht, dass ich der Junge bin, der das immer geträumt hat, es jetzt endlich geschafft hat und die Geschichte vorbei ist. Die Leute erwarten vor mir, dass ich nun einen Champion verkörpere. Klar, ich darf meinen Traum als Beruf leben. Aber man muss auch professionell und ergebnisorientiert an die Sache rangehen. 

Gunther: “Wrestling ist Wilder Westen und starke Disziplin”

Sports Illustrated: Hat sich bei Summerslam und seitdem Ihre Herangehensweise verändert?

Gunther: Es war ein großer Moment. Aber ich weiß auch, worauf ich mich verlassen kann. Das ist mein Handwerk, das ich schon lange ausübe. Wahrscheinlich werde ich erst richtig stolz darauf sein, wenn es irgendwann vorbei ist. Denn die wirkliche Reise geht erst richtig los, sobald man den Titel hat. Das ist dann die eigentliche Herausforderung.

Sports Illustrated: Unter anderem: Den Titel zu verteidigen. Herrscht innerhalb der WWE, unter den Wrestlern, ein echter Konkurrenzkampf?

Gunther: Es ist eine sehr spezifische Kultur. Es ist eine Mischung aus Wilder Westen, aber auch sehr starker Disziplin, wo jeder weiß, was er zu tun hat. Wir sind einerseits alle abhängig voneinander, es ist eine enge Kultur, weil man Verständnis für den Lebensstil des anderen hat. Aber andererseits herrscht natürlich ein Konkurrenzkampf. Dinge, wie die World Heavyweight Championship und der Platz an der Spitze, sind der Grund, warum wir alle in den Ring steigen. Aber: Konkurrenz ist gesund. Man kann sich nicht auf dem, was man erreicht hat, ausruhen. An der Spitze werden keine Gefangenen genommen.

Sports Illustrated: Wie lässt sich das Wrestling-Produkt der WWE aus dem Jahr 2024 nun beschreiben? Gilt immer noch der Stereotyp von den großen Männern, die einen Scheinkampf ausführen? Ist es Sports Entertainment? Oder etwas anderes? 

Gunther: Es ist schwierig, das auf einen Nenner herunter zu brechen. Die WWE lässt sich aktuell wahrscheinlich mit den Namen Roman Reigns und Cody Rhodes beschreiben, die zwei großen Zugpferde. Aber gleichzeitig ist es auch eine vielfältige Mischung. Triple H, der Chief Content Officer der WWE, hat eine ganz andere Herangehensweise als die frühere WWE-Führung. Er ist offen dafür, mehr externe Einflüsse zu integrieren und ich glaube, das ist auch der richtige Weg. Mittlerweile sind viele internationale Wrestler bei der WWE unter Vertrag und bringen alle verschiedene Wrestling-Kulturen und -Stile mit. Das sorgt für eine ausgewogene Mischung. Am Ende des Tages ist Wrestling aber natürlich auch Sports Entertainment. Es ist Sport im Sinne der Unterhaltung. Die Zuschauer wollen sich in unserer Welt verlieren können. 

Sports Illustrated: Sie sind einer dieser Unterhalter. Der Charakter, den sie in der WWE verkörpern, ist ein traditionalistisches, nüchternes Heavyweight, das in langem Mantel und bis vor kurzem noch mit der 9. Sinfonie von Antonin Dvorak seinen Weg zum Ring machte. Spitzname: Der Ringgeneral. Woher kommt die Inspiration für „Gunther“ – und wie viel von Ihrem „echten“ Ich steckt darin?

Gunther: Dieses Gimmick entstand damals noch bei wXw zusammen mit Ludwig Kaiser und Timothy Thatcher, einem US-amerikanischen Wrestler aus der Independent-Szene. Er setzte damals schon auf diesen realistischen, pragmatischen Stil mit vielen Griffen, Submissions und harten Schlägen. Er kam auch auf dieses klassische Stück als Entrance-Musik. Zusätzlich hatten wir auch Einfluss von Axel Dieter Senior, Ludwig Kaisers Vater. Er war Berufsringer und vertrat einen traditionellen Stil. Wir fanden fanden zudem, alte Wrestling-Dokumentationen aus den 80ern und 90ern sehr spannend. Damals wollten die Wrestler ihr Handwerk noch als echten Wettkampf verkaufen. Wir fanden das so unterhaltsam und dachten, das müssen wir zu einem Gimmick machen. Nach dem Motto: “Früher war alles besser“. Das haben wir dann auch in unserem Look einfließen lassen: Schwarze Jacke, schwarze Boots, ich im Generalsmantel – und es hat super funktioniert. Die Wrestling-Welt war damals sehr spektakulär, bunt, over the top. Und wir waren der perfekte Gegensatz dazu.

Sports Illustrated: Bereits vor Ihrer Zeit bei der WWE zählten Sie zu den besten deutschsprachigen Wrestlern und halfen als Wrestler und Trainer aktiv mit, die deutsche Wrestling-Szene auf- und auszubauen. Nun sind Sie World Champion der größten Wrestling-Liga der Welt. Spüren Sie einen zusätzlichen Ansporn, als Vorbild für deutsche Wrestler aufzutreten?

Gunther: Ja und nein. In der Rolle, in der ich jetzt bin, ist es mein Job, auf mich zu schauen. Das ist mein Fokus. Auf der anderen Seite war es mir schon wichtig, die Tür aufzustoßen für andere deutschsprachige Wrestler, dass sie ähnliche Chancen bekommen. Aber das war ehrlicherweise nicht mein primärer Antrieb. Ich bin jetzt gerade in der Mitte meiner eigenen Karriere. Vielleicht kann ich später mal, wenn sich meine Karriere dem Ende zuneigt, mehr Energie reinstecken, eine Anlaufstelle für deutschsprachige Wrestling-Talente und eine Streamline in Richtung WWE für sie aufzubauen. Aber das ist alles Zukunftsmusik. 

“In Deutschland ist es so: Wenn der Kessel brennt, dann brennt er richtig.”

– Gunther

Gunther: “Deutsche Fans sind sehr ehrlich”

Sports Illustrated: Apropos Zukunft: Blicken wir auf den Bash in Berlin. Es wird die erste Großveranstaltung der WWE in Deutschland. Sie haben bereits auf der ganzen Welt gewrestled. Wie unterscheiden sich allgemein die internationalen Crowds?

Gunther: Japan ist zum Beispiel sehr spezifisch. Die Fans dort sehen Wrestling komplett als reinen Sport. Davon war ich immer ein großer Fan. Das europäische Publikum ist ebenfalls sehr sportlich geprägt, geht aber auch in die amerikanische Richtung mit dem Blick für das Entertainment. Die deutschen Fans speziell sind zunächst etwas verhaltener. Da heißt es oft: „Da ist dieser Gunther. Dann zeig mal, was du kannst.“ Die gucken sich das erstmal genau an, achten auf Details, geben sehr ehrliche Reaktionen. Wenn man sie dann aber mal für sich gewinnen konnte, sind sie richtig heiß und bleiben auch investiert. Ich mag das lieber als Fans, die direkt euphorisch werden, aber im Vergleich dazu schneller wieder aussteigen. In Deutschland ist es so: Wenn der Kessel brennt, dann brennt er richtig. Ich freue mich also sehr auf die deutschen Fans.

Sports Illustrated: Was glauben Sie kann der Bash in Berlin für die deutschsprachige Wrestling-Szene und den Sport an sich in Deutschland auslösen?

Gunther: Ich glaube, in Deutschland finden sehr viele Leute Wrestling cool. Aber nicht jeder traut sich, das auch öffentlich zu zeigen oder auszuleben. Das muss sich noch ändern. Mittlerweile gibt es aber viele deutschsprachige Athleten, mit denen sich die Fans identifizieren können. Wir versuchen deshalb auch sichtbarer zu werden. Mit ProSieben Maxx hat man einen Top-Sendeplatz. Und man merkt, dass mittlerweile eine richtige Euphorie für Wrestling herrscht. Auch aus Österreich kriege ich viele Nachrichten und Reaktionen. Bash in Berlin wird nun historisch. Ich hoffe, die Fans können das genießen, weil ich hätte mir das als Fan früher sehnlichst gewünscht. Dafür jetzt aber selbst als Wrestler mit der WWE nach Deutschland zu kommen, ist eine tolle Auszeichnung und macht mich stolz. 

Sports Illustrated: Bei Bash in Berlin stehen Sie Randy Orton im Match um den World Heavyweight Championship gegenüber. Worauf stellen Sie sich ein?

Gunther: Auf einen Typen, der mehr Erfahrung hat und nochmal 20, 30 Kilo schwerer ist als ich. Das ist eine Herausforderung, weil normalerweise bin ich der größere oder stärkere. Aber er ist ein absoluter Traumgegner für mich. Er ist ein Heavyweight und ich mag diese klassischen Heavyweight-Kämpfe. Die haben nochmal eine ganz andere Aura und das zu verkörpern finde ich richtig cool. Und auch vom Wrestling-Stil passt es mit Randy. Ich glaube, wir denken ähnlich über den Sport. Es ist also garantiert, dass es ein großes Match wird und eines, das die Leute lange in Erinnerung haben werden.


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