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Wolfsburger Bäcker über Freunde bei VW: „Machen sich keine Gedanken um ihren Job“

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Wolfsburger Bäcker über Freunde bei VW: „Machen sich keine Gedanken um ihren Job“

  • Im Video: Schließt VW ein Werk in Deutschland, sind diese drei besonders gefährdet
  • FOCUS-online-Reporterin Pauline Naethbohm berichtet aus Wolfsburg

VW-Mitarbeiter kritisiert Management: „Geschäft mit E-Autos geht am Kunden vorbei“

Wer ist verantwortlich für die Misere bei VW? Unter den VW-Mitarbeitern am Hauptstandort Wolfsburg gehen die Meinungen auseinander.

„Die Regierung hat Schuld. Mit der Abschaffung der E-Auto-Prämie ging’s bergab“, sagt ein 42-jähriger Mitarbeiter zu FOCUS online. Doch auch VW nimmt der Mann, der seit 14 Jahren in der Produktion arbeitet, in die Verantwortung. „Der Konzern hat sicherlich auch nicht alles richtig gemacht. Das Geschäft mit den E-Autos geht an den Bedürfnissen des Kunden vorbei.“

Auch ein Karosseriebauer zweifelt die Entscheidungen des Managements an. „E-Mobilität schön und gut – aber dafür muss die Infrastruktur da sein. Strom muss günstig sein“, sagt der 39-Jährige, der seit 11 Jahren bei VW arbeitet. Er wolle sich trotz der Gerüchte um Werksschließungen und Stellenabbau nicht verrückt machen lassen. „Erstmal schauen, welche Lösungen kommen.“

Wolfsburger Bäcker über Freunde bei VW: „Machen sich keine Gedanken um ihren Job“

13.06 Uhr: Der Himmel hüllt Wolfsburg an diesem Dienstagmittag in ein trübes Grau. Die aktuelle Lage beim Autobauer VW, bei dem in Wolfsburg 60.000 Menschen arbeiten, ist natürlich ein großes Thema in der Stadt, sagt ein Verkäufer in einer Bäckerei am Bahnhof. „Aber nicht hier beim Bäcker.“ Er selbst habe Bekannte, die bei VW arbeiten im Werk. Existenzsorgen haben sie aber nicht. „Sie machen sich keine Gedanken um ihren Job.“

Vor Industriegipfel: VW hofft auf konkrete Maßnahmen

12.09 Uhr: Vor dem Industriegipfel im Kanzleramt hofft VW auf konkrete Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu fördern. Das sagte ein VW-Sprecher. Vorstandschef Oliver Blume werde der Einladung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) folgen und an dem Gespräch teilnehmen. „Wir erhoffen uns konstruktive Beratungen, an deren Ende konkrete Maßnahmen stehen, die die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland fördern und die Rahmenbedingungen für den Hochlauf der E-Mobilität verbessern.“

Das Treffen im Kanzleramt beginnt am Nachmittag. VW steckt derzeit in einer Krise und plant umfassende Maßnahmen zur „Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit“. Der Autobauer will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen. 

Ein Regierungssprecher hatte gesagt, die Haltung von Scholz sei, dass „mögliche falsche Managemententscheidungen aus der Vergangenheit nicht zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen“. Es gehe darum, Arbeitsplätze zu erhalten und zu sichern.

Auto-Präsidentin schlägt Alarm: Bis 2035 geht es um 190.000 Jobs – nicht nur bei VW

Dienstag, 29. Oktober, 08.01 Uhr: Von Zusicherungen, Jobs zu erhalten, hält Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, nichts. Die Transformation zur E-Mobilität führe zu veränderten Berufsbildern, sagte sie am Montagabend bei „hart aber fair“. „Bis 2035 stehen laut einer morgen veröffentlichten Studie 190.000 Arbeitsplätze in Rede“, plädierte die oberste Auto-Lobbyistin für „Ehrlichkeit in der Debatte“.

Ob neue Arbeitsplätze geschaffen werden, hänge von den Standortbedingungen ab. Diese machte sie auch für die jüngsten „Kahlschlagpläne“ (Zitat „Handelsblatt“) verantwortlich: „Es ist kein VW-Thema, kein Autothema, sondern eine Krise des Industriestandorts Deutschland und Europa.“              

Die Energiekosten seien dreimal so hoch wie etwa in den USA, hinzu kämen Bürokratie und andere Hindernisse. „Wenn wir diese Fragen nicht klären, wird die Autoindustrie ihrer Wege gehen“, lautete ihr Fazit, „dann wird sie diese aber nicht mehr mit Wertschöpfung und Arbeitsplätzen, die uns total am Herzen liegen, hier in Deutschland gehen“.

Dafür brauche es gemeinsame Vorschläge von der Regierung, meinte sie mit Blick auf den bevorstehenden Industriegipfel. Dass Bundeskanzler Olaf Scholz dazu die Automobilunternehmen, nicht aber den industriellen Mittelstand oder den Verband eingeladen hat, kritisierte Müller scharf.

Autopapst: „Es sieht aus wie ein Krieg“ – Experte sagt, welches VW-Werk am meisten bedroht ist

19.31 Uhr: Nach dem Spar-Hammer bei VW äußern sich die ersten Experten zur Krise und zu den harten Drohungen des Betriebsrats. Gegenüber „t-online“ sagt Autoexperte Jürgen Pieper: „Es klingt, als würde hier die große Keule geschwungen, um Zugeständnisse zu bekommen.“

Bei den Mitarbeitern erwartet Pieper, dass vor allem freiwillig Gehende und Leute, die in den Ruhestand gehen, betroffen sein werden. Und auch bei den von der Schließung bedrohten Werken gibt Pieper vorsichtige Entwarnung. Er erwartet, dass maximal ein Werk geschlossen werden würde und auch dafür liege die Wahrscheinlichkeit „nur bei 30 bis 40 Prozent“.

Sollte es ein Werk treffen, sieht Pieper das Werk in Zwickau als am meisten bedroht an: „Es ist einfach nicht gut ausgelastet“, sagt er „t-online“. Das häufig mit einer Schließung in Verbindung gebracht Werk in Osnabrück sei dagegen so klein, dass selbige lediglich eine symbolische Wirkung hätte. Gegen ein Aus des Werkes in Emden (8000 Mitarbeiter) würde sich laut Pieper die niedersächsische Landesregierung vehement stemmen.

Auch andere Experten ordnen die VW-Situation ein. So auch Autopapst Ferdinand Dudenhöffer, der „t-online“ sagt: „Die Lage bei VW ist ernst, sehr ernst. Und jetzt macht die IG Metall durch die Ansage, dass drei Werke geschlossen werden, öffentlichen Druck auf VW. Es sieht eher aus wie ein Krieg, statt eine Lösung zu suchen.“

Kanzler Scholz: VW muss Arbeitsplätze erhalten

15.15 Uhr: Die Bundesregierung forderte den VW-Konzern auf, Jobs zu erhalten. Man müsse noch abwarten, was Volkswagen selbst dazu erklärt, sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Die Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dazu sei aber klar – „nämlich, dass mögliche falsche Managemententscheidungen aus der Vergangenheit nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen“. Es gehe darum, Arbeitsplätze zu erhalten und zu sichern. 

„Heißer Winter“: VW-Betriebsrat droht VW mit bundesweiter Lahmlegung der Werke

14.03 Uhr: Die geplante Schließung von mindestens drei VW-Werken in Deutschland könnte auch die E-Auto-Fabrik in Zwickau mit rund 10.000 Beschäftigten betreffen. Selbst bei einem Fortbestand würde den Plänen zufolge in Zwickau künftig nur noch auf einer statt zwei Fertigungslinien produziert. Zudem verlange das Management eine sofortige Lohnkürzung um zehn Prozent und Nullrunden in den beiden kommenden Jahren.

Die Beschäftigten selbst bringen diese Pläne in Rage. In Zwickau zogen am Montag Tausende Mitarbeiter mit Trillerpfeifen, Rasseln und roten Weckern ans Werkstor und machten ihrem Unmut Luft. Uwe Kunstmann, Gesamtbetriebsratschef von Volkswagen Sachsen, forderte ein Zukunftskonzept von der Unternehmensführung: „Diese Abwärtsspirale werden wir nicht mitmachen.“ Er drohte, dass die Beschäftigten ab Dezember bundesweit die Werke von Volkswagen lahmlegen werden. Dann gebe es einen „heißen Winter“. 

 

Nach Betriebsratsangaben wurden am Montag die Beschäftigten an allen deutschen VW-Standorten über die aktuellen Pläne des Unternehmens informiert – so auch in Zwickau, Chemnitz und Dresden. In Zwickau schätzte der Betriebsrat die Beteiligung auf mehr als 6.000 Mitarbeiter.

„Vorstand hat alles in Flammen gesetzt“: VW will drei Werke schließen, Gehalt wird drastisch gekürzt, Job-Angst geht um

Montag, 28. Oktober, 12.39 Uhr: Volkswagen will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mehrere Werke schließen und zehntausende Arbeitsplätze abbauen. „Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen“, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen, fügte sie hinzu. Über diese Pläne habe der Konzern nun die Arbeitnehmerseite informiert.

Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hatte. Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, sagte Cavallo. Laut Betriebsrat droht der Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen. Ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden.

„Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!“, sagte Cavallo. Nähere Angaben macht sie nicht. VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich. „Niemand von uns kann sich noch sicher fühlen,“ sagt Cavallo.

Doch das ist noch nicht alles: Denn während möglicherweise Tausende oder Zehntausende der 120.000 VW-Mitarbeiter in Deutschland „in die Massenarbeitslosigkeit geschickt“ werden (Cavallo), sollen die Verbleibenden eine herbe Gehaltskürzung hinnehmen. Zehn Prozent sollen weg. Dazu kommen Nullrunden in den Jahren 2025 und 2026. Auch tarifliche Zulagen, Bonus- und Jubiläumszahlungen könnten wegfallen.

Cavallo sagt dazu laut „Bild“-Zeitung: „Fakt ist: Der Vorstand hat der Belegschaft hier alles angezündet, er hat alles in Flammen gesetzt – und sich dann verdrückt. Ein solches Verhalten ist schäbig. Es hat mit Wertschätzung rein gar nichts mehr zu tun. Aber dahinter steckt System.“

„Schockierend“: VW zieht Produktion des E-Porsche in Osnabrück zurück

Dienstag, 1. Oktober, 14.55 Uhr: Porsche wird die Produktion des E-Autos nicht wie geplant an den VW-Standort in Osnabrück verlagern. Das bestätigte eine Sprecherin am Dienstag dem NDR Niedersachsen. Dadurch bleibt das Werk ab Ostern 2026 ohne Aufträge. Noch heute sollen die Beschäftigten des VW-Werks darüber informiert werden, so die IG Metall.

Der Konzern nannte die Herausforderungen im Chinageschäft als Hauptgrund für die Entscheidung. Der Sprecher der IG Metall, Stephan Soldanski, bezeichnete die Nachricht als „schockierend“ und „überraschend“. Er versprach, für das VW-Werk in Osnabrück zu kämpfen. Betriebsratschef Jürgen Placke äußerte gegenüber dem NDR Niedersachsen, dass die Stimmung im Werk extrem schlecht sei. Obwohl es bereits Spekulationen über den möglichen Ausfall des Auftrags gab, sei die Art der Bekanntgabe ungewöhnlich gewesen. Normalerweise werde so etwas in VW-Planungsrunden besprochen, fügte Placke hinzu.

Für das kleinste Produktionswerk von VW könnte die Absage schwerwiegende Folgen haben. Derzeit laufen am Standort in Osnabrück bis Frühjahr 2026 noch die Produktionen des T-Roc Cabriolet, des 718er-Porsche Cayman und Porsche Boxster. Ab Ostern 2026 gibt es jedoch keine neuen Aufträge mehr für das Werk, wie der IG-Metall-Sprecher Soldanski dem NDR Niedersachsen bestätigte.

VW nimmt Prognose für dieses Jahr erneut zurück

Freitag, 27. September, 19.09 Uhr: Der kriselnde Volkswagen-Konzern senkt erneut seinen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Statt eines Anstiegs der Auslieferungen um bis zu 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 9,2 Millionen Fahrzeugen rechnen die Wolfsburger nun nur noch mit rund 9 Millionen Verkäufen, wie sie am Freitag nach Börsenschluss mitteilten. Der bisher angepeilte Umsatzanstieg um bis zu 5 Prozent über die im vergangenen Jahr erlösten 322 Milliarden Euro hinaus ist damit ebenfalls hinfällig – nun dürften es nur noch 320 Milliarden Euro Umsatz werden.

Auch die Profitabilität erwartet Konzernchef Oliver Blume schwächer: Er taxiert das operative Ergebnis jetzt auf 18 Milliarden Euro und damit auf eine operative Ergebnismarge von rund 5,6 Prozent. Zuletzt war das Unternehmen von 6,5 bis 7,0 Prozent Umsatzrendite ausgegangen. Bereits im Juli hatte VW wegen erwarteten Kosten für das auf der Kippe stehende Audi-Werk in Brüssel die Ergebnisprognose gesenkt. Die im Dax notierte Volkswagen-Vorzugsaktie verlor nachbörslich am Freitag auf der Handelsplattform Tradegate 3,2 Prozent zum Xetra-Schlussstand.

Der Konzern begründete die gekappte Prognose mit schwächer als erwartet ausfallenden Resultaten bei der Kernmarke VW Pkw, bei den leichten Nutzfahrzeugen von VWN und bei der Komponentensparte. Bei der Kernmarke will das Unternehmen derzeit den Sparkurs ohnehin stark ausweiten und hat die seit Jahrzehnten bestehende Beschäftigungssicherung gekündigt, betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen stehen zur Debatte. Das Wirtschaftsumfeld sowie eine schwächere Entwicklung der Finanzdienstleistungssparte belasteten ebenfalls, hieß es von VW.

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