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Wirtschaftlich bringt es wenig, eine Fußball-EM auszurichten – aber sie zu gewinnen bringt umso mehr, zeigen neue Studien

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Wirtschaftlich bringt es wenig, eine Fußball-EM auszurichten – aber sie zu gewinnen bringt umso mehr, zeigen neue Studien

Hoffnungsträger für Fußball-Fans und die deutsche Wirtschaft: Bundestrainer Julian Nagelsmann vor der Heim-EM.
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Ökonomen sind einig: Große Turniere wie eine Fußball-EM bringen dem Gastgeberland wirtschaftlich kaum echte Impulse. Das galt selbst für die Sommermärchen-WM 2006.

Dennoch liegt in der EM für deutsche Wirtschaft eine Chance. Gewinnt Deutschland die EM, dürfte dies das Bruttoinlandsprodukt tatsächlich spürbar steigern.

Das zeigt eine neue Studie, die gerade im „Oxford Bulletin of Economics and Statistics“ veröffentlicht wurde. Die Deutsche Bank folgert: „Gewinnen ist besser als ausrichten. Am besten ist beides“.

In einer Woche beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Die Heim-EM bewegt nicht nur Fußball-Fans, sondern auch Ökonomen. In zahlreichen Studien gehen sie der Frage nach, ob eine EM im eigenen Land die Wirtschaft ankurbeln kann. Als Vorbild gilt die Sommermärchen-WM 2006. Doch die Ergebnisse sind ernüchternd. Die positiven Effekte waren selbst 2006 minimal, sogar auf die Stimmung, stellt das Ifo-Institut klar. Dennoch liegt in der EM für Deutschland ein große Chance, zeigen nun zwei neue Studien. Es bringe zwar wenig, eine EM ausrichten, es bringe aber sehr viel, sie dann auch zu gewinnen. Das ermittelten Ökonomen der Universität Aberdeen und der Deutschen Bank.

„Gewinnen ist besser als Ausrichten. Am besten ist beides“, heißt es in der Analyse der Deutschen Bank Research. Ein Turnier auszurichten gebe dem Gastgeberlandes allenfalls einen kleinen Impuls von 0,1 Prozent des vierteljährlichen Bruttoinlandsproduktes. Selbst dieser Mini-Effekt sei nur vorübergehend und wäre für Deutschland noch „kein Katalysator für die laufende wirtschaftliche Erholung“. Der Effekt wäre aber „größer und nachhaltiger“, wenn Deutschland die positive Stimmung des Sommermärchens 2006 wiederholen würde. Für die Wirtschaft komme es vor allem auf eines an: „Kann Deutschland die Erwartungen übertreffen?“

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„Die WM 2006 in Deutschland hatte keine nachhaltigen Effekte auf Einkommen oder Beschäftigung“, stellt auch das Deutsche-Bank-Team um Deutschland-Chefvolkswirt Robin Winkler fest. Und damals habe Deutschland über drei Milliarden Euro in neue Infrastrukturen investiert. Für die EM lägen die Investitionen mit 250 Millionen Euro deutlich niedriger. „Es gibt daher keine ernsthafte Debatte darüber, ob die Ausrichtung der Europameisterschaft in Deutschland einen nachhaltigen Wachstumseffekt für die Wirtschaft haben könnte. Das wird sie nicht“, schreibt Winkler. Doch die Wirkung eines erfolgreichen Sportereignisses könne weit darüber hinausgehen – wenn es die Stimmung verbessert.

Ausrichten ist gut, gewinnen ist besser – am besten ist beides

Winkler verweist auf eine ausführliche empirische Studie des Ökonomen Marco Mello von der Universität Aberdeen zu den wirtschaftlichen Folgen von Fußball-Weltmeisterschaften. Sie wurde erst letzte Woche im renommierten Oxford Bulletin of Economics and Statistics veröffentlicht. Mello weist nach, dass die Ausrichtung einer Fußball-WM selbst zwar keine nennenswerten wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Gastgeberland hat, dass aber der Gewinn einer Weltmeisterschaft das Wirtschaftswachstum iim Gewinnerland in den folgenden zwei Quartalen um etwa 0,5 Prozentpunkte ankurbelt.

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Selbst wenn ein solcher Effekt danach verläuft, wären 0,5 Prozentpunkte mehr angesichts des deutschen Mini-Wachstums von 0,2 bis 0,3 Prozent in diesem Jahr spürbar. Die ausführliche Studie von Mello mit vielen Daten und Hinweisen zur Methodik findet ihr hier.

„Wenn man diese Ergebnisse weiterdenkt, liegt es auf der Hand, dass dieser Wachstumsschub auch für ein Land gelten sollte, das die Erwartungen übertrifft”, folgert Winklers Team. „Entscheidend ist, dass der Schub für ein Gastgeberland, das bei seinem eigenen Turnier gut abschneidet, noch größer sein kann“.

„Knackpunkt ist also, wie gut die deutsche Mannschaft entgegen den Erwartungen abschneidet und inwieweit sie die deutsche Öffentlichkeit mit ins Boot holen kann“. Sollte die Nationalmannschaft überraschen, geschweige denn das Turnier gewinnen, „könnte dies dazu beitragen, dass das Verbrauchervertrauen und die tatsächlichen Ausgaben im Laufe des Sommers wieder ansteigen“. Wirtschaftlich sei dies auch deshalb eine Chance, weil es in Deutschland eine Lücke „zwischen dem schwachen Verbrauchervertrauen und dem soliden Wachstum der Realeinkommen“ gebe. „Es könnte schon ein kleiner positiver Auslöser genügen, um sie zu schließen“.

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Skeptischer beurteilt das Ifo-Institut die Chancen, dass selbst eine erfolgreiche Heim-EM die Stimmung in der Wirtschaft wirklich verbessert. „Bei der WM 2006 in Deutschland gab es zunächst eine Vorfreude in den ifo-Konjunkturumfragen. Vor der WM stieg die Erwartung ‚besserer Geschäfte‘ um 1,1 Prozent“, sagt Klaus Wohlrabe, der Leiter der ifo-Umfragen. „Nach der WM fanden die Firmen ihre Geschäftslage tatsächlich etwas besser, für ‚gut‘ stieg die Wahrscheinlichkeit um 1,1 Prozent. Während der WM und danach gab es dann aber keinerlei Effekte mehr bei den Erwartungen“, fügt er hinzu. “Wir vermuten Ähnliches jetzt zur EM.” 

Untersucht hat das ifo Institut auch das Gastgewerbe sowie die Branche Nahrungsmittel und Getränke während der WM 2006. „Dort haben wir keinerlei bedeutsame Auswirkungen gefunden“, sagt Wohlrabe.  

Auch bei allen EM der vergangenen 20 Jahre waren die Unternehmen in den Ifo-Umfragen vorher jeweils etwas zufriedener mit der Geschäftslage und etwas optimistischer für die kommenden Monate. „Nach einer EM sinkt dann die Wahrscheinlichkeit leicht, dass die Firmen die beiden guten Kategorien ankreuzen“, sagte Wohlrabe. 

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