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Wärmepumpen dominieren bei Neubauten in Deutschland – diese Grafiken zeigen den rasanten Wandel weg vom Gas
- In zwei Drittel aller neuen Wohngebäude wurde 2023 eine Wärmepumpe eingebaut. Bei den neu genehmigten Wohnungen betrug der Anteil sogar drei Viertel.
- Der Anteil von Gasheizungen bricht ein. Öl spielt (fast) keine Rolle mehr. Doch auch die Produktion von Wärmepumpen in Deutschland geht zurück.
- Den dramatischen Wandel weg von Gas und Öl zeigen diese Grafiken
In Deutschland werden Neubauten weit überwiegend mit Wärmepumpen beheizt. Der Anteil der mit Strom betriebenen Anlagen stieg 2023 auf knapp zwei Drittel. In 65 Prozent der 96.800 fertiggestellten Wohngebäude wurden Wärmepumpen eingebaut, ermittelte das Statistische Bundesamt. Seit 2014 hat sich der Anteil der Wärmepumpen als primäre Heizart bei neuen Wohnungen mehr als verdoppelt.
Der Trend zum Heizen mit erneuerbaren Energien zeigt sich auch den geplanten neuen Wohngebäuden. 81 Prozent der 2023 genehmigten 68.000 Wohngebäude sollen primär mit erneuerbarer Energie beheizt werden. Meist handelt es sich auch hier um Wärmepumpen: Sie sollen in 76,3 Prozent der genehmigten Neubauten als primäre Heizung zum Einsatz kommen. Als erneuerbare Energie können sie aber nur gelten, wenn auch der für den Betrieb nötige Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird.
Zweitwichtigste Heizart bei Neubauten war Gas, das in 20 Prozent der Gebäude eingesetzt wird. Der Anteil ist nur noch halb so hoch wie vor zehn Jahren. Bei den neu geplanten Wohngebäuden sinkt der Anteil von Erdgas als häufigster konventioneller Energieträger auf 7,3 Prozent.
Dazu kommen bei den Neubauten 8,2 Prozent Wohngebäude mit Fernwärme und knapp fünf Prozent mit anderen erneuerbaren Energieträgern wie Pellets oder Biomasse. Kaum noch eine Rolle spielen Ölheizungen, die gerade noch in 300 neue Gebäude eingebaut wurden, was einem Anteil von 0,3 Prozent entspricht.
Erneuerbare Energien kommen bei Neubauten zudem auch als ergänzende Energiequelle zum Einsatz, beispielsweise mit einem Holzofen. Ob als primäre oder sekundäre Quelle – insgesamt werden erneuerbare Energien in vier von fünf neuen Wohngebäuden (79,6 Prozent) zum Heizen genutzt.
Gleichzeitig wurde 2023 die Produktion von Wärmepumpen in Deutschland deutlich zurückgefahren. Insgesamt wurden mit zwar 400.100 Einheiten zwar 14 Prozent mehr Wärmepumpen produziert als im Jahr zuvor. Dahinter steht aber ein Einbruch im Laufe des Jahres. Die Rekordzahl von 132.000 gebauten Wärmepumpen im ersten Quartal wurde im Jahresverlauf nie mehr erreicht. Sie ging im Gegenteil steil auf 54.000 Stück im Schlussquartal zurück.
Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich beim Außenhandel: 2023 wurden Wärmepumpen im Wert von einer Milliarde Euro nach Deutschland importiert. Dies waren 39 Prozent mehr als im Vorjahr. Vom ersten bis zum vierten Quartal ging der Außenhandel mit Wärmepumpen jedoch stetig zurück. Im 1. Quartal 2024 wurden nun noch Wärmepumpen für 163 Millionen Euro nach Deutschland importiert. Das entspricht einem Rückgang von 35,5 Prozent zum Vorjahresquartal.
Der Export von Wärmepumpen aus Deutschland stieg 2023 insgesamt noch um drei Prozent auf 802 Millionen Euro. Im 1. Quartal 2024 blieb er mit einem Wert von 117 Millionen Euro aber um 52 Prozent unter dem Vorjahresquartal.
Hintergrund ist die entschärfte Gesetzgebung zum Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäudebereich. Wirtschaftsminister Robert Habeck sieht die neue Förderung für den Heizungsaustausch nach dem Gebäudeenergiegesetz dennoch auf einem guten Weg. „Die Antragszahlen sind im April noch einmal klar gestiegen“, sagte Habeck der „Rheinischen Post“.
Bei der Ende Februar gestarteten Heizungsförderung haben laut Ministerium bisher 21 000 Antragsteller eine Förderzusage erhalten. Dies belaufe sich auf ein Fördervolumen von 300 Millionen Euro. „Die Förderung insbesondere auch für die Wärmepumpe wird mehr und mehr angenommen“, sagte Habeck.
„Ab Ende Mai rechnen wir noch einmal mit einem deutlichen Anstieg.“, Dann startet die Förderung für Selbstnutzende in Mehrfamilienhäusern und Wohnungseigentümergemeinschaften. Er erwarte auch mit der Erholung der Baukonjunktur eine steigende Nachfrage.
Vor einer Woche hatte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt. Demnach ging der Verkauf von Wärmepumpen im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um 52 Prozent zurück. Als Hauptgrund sieht der Verband eine Verunsicherung der Verbraucher. Das Ziel der Bundesregierung von 500 000 Wärmepumpen in diesem Jahr rücke in weite Ferne. Der Verband schätzt, dass im laufenden Jahr weniger als 200 000 Wärmepumpen abgesetzt werden.