Bussiness
VW: Autobauer zahlt immer noch Millionen an Ex-Manager
Volkswagen steckt in der Krise, muss Milliarden sparen. Ein Grund für die Misere: Über Jahre und Jahrzehnte regelte der Autobauer vieles mit Geld, auch Abgänge von Top-Managern.
Der Vergütungsbericht für das Jahr 2023 zeigt: Obwohl zahlreiche Ex-VW-Bosse gar nichts mehr für das Unternehmen tun, kriegen sie auch Jahre nach ihrem Abgang noch Gehalt. Die Summen gehen in die Millionen.
Selbst für Spitzenmanager, die vor mehr als zehn Jahren das Unternehmen verließen, weist Volkswagen für das Jahr 2023 Zahlungen in Höhe von rund 100 Millionen Euro aus.
Volkswagen steckt in der Krise. Der größte Autohersteller Europas hatte erst Anfang September verkündet, seinen bisherigen Sparkurs noch einmal zu verschärfen – Business Insider berichtete. Neben Sparmaßnahmen wie Altersteilzeit und Abfindungen hat VW zudem seine seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung sowie die Übernahmepflicht für Azubis gekündigt. Auch Werkschließungen in Deutschland schließt der Konzern nicht mehr aus. VW-Chef Oliver Blume nannte die wirtschaftliche Lage alarmierend.
Ein Grund für die prekäre Lage: Über Jahre und Jahrzehnte regelte Volkswagen vieles mit Geld – Wolfsburg, das Arbeitnehmerparadies. Abgänge aus dem Unternehmen wurden fürstlich entlohnt, je höher im Management, desto mehr Geld gab es. Allein für Manager, die vor mehr als zehn Jahren das Unternehmen verlassen haben, wies Volkswagen 2023 Zahlungen in Höhe von knapp 100 Millionen Euro aus. Einzelne Top-Manager bekommen heute noch jährlich Summen im sechs- bis achtstelligen Bereich.
Das sind die Vergütungen der Top-VW-Manager
Herbert Diess: Diess war zwischen April 2018 und August 2022 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG sowie Aufsichtsratsvorsitzender von Audi, Škoda und Seat. Doch obwohl der ehemalige Vorsitzende mittlerweile pensioniert ist, bekommt er immer noch Gehalt von VW, allein 2,6 Millionen Euro im vorigen Jahr. Zusätzlich zum Gehalt stehen Diess laut des VW-Vergütungsberichts für 2023 jedoch auch noch Boni, Nebenleistungen sowie Versorgungsaufwendungen zu. Die Gesamtvergütung für das Jahr 2023: 12,8 Millionen Euro.
Markus Duesmann: Duesmann war von 2020 bis 2023 Vorstandsvorsitzender bei Audi sowie Vorstandsmitglied bei VW. Er schied zu Ende August 2023 aus dem Vorstand aus, bekam jedoch auch danach noch ein Grundgehalt von 500.000 Euro. Insgesamt erhielt der Ex-Vorstandsvorsitzende 2023 Vergütungen in Höhe von 1,9 Millionen Euro.
Doch das ist nicht alles: Duesmanns Vertrag läuft noch bis Ende März 2025. Daher bezieht er weiterhin eine Vergütung, wie der Geschäftsbericht des Konzerns verrät. Im Anschluss darf er außerdem zunächst nicht für die Konkurrenz arbeiten – denn eine Vereinbarung sieht ab dem Zeitpunkt ein einjähriges Wettbewerbsverbot vor. Für die Einhaltung dieses Verbots wird ihm von der Volkswagen AG eine monatliche Entschädigung von 187.500 Euro brutto gezahlt.“ Dadurch erhält er bis zum Frühjahr 2026 also insgesamt 2,25 Millionen Euro.
Martin Winterkorn: Winterkorn war von Januar 2007 bis September 2015 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen sowie von November 2009 bis Oktober 2015 Vorstandsvorsitzender der Porsche SE. Zudem war er von Januar 2007 bis November 2015 Aufsichtsratsvorsitzender von Audi. 2023 erhielt er vom Konzern Pensionszahlungen sowie Nebenleistungen in Höhe von insgesamt 1,35 Millionen Euro.
Matthias Müller: Müller war von September 2015 bis April 2018 Vorstandsvorsitzender bei VW. Zudem war er Mitglied des Vorstands der Porsche-Holding und Aufsichtsratsvorsitzender bei Audi. Seine Pensionszahlungen beliefen sich für das Vorjahr auf über 1,2 Millionen Euro. Rechnet man Boni und Nebenleistungen hinzu, bekam Müller 2023 fast zwei Millionen Euro.
Jochem Heizmann: Heizmann war von Februar 2001 bis Januar 2007 im Audi-Vorstand für den Geschäftsbereich Produktion verantwortlich. Von Februar 2007 bis September 2010 war er Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG und für den Bereich Konzern Produktion zuständig sowie von Oktober 2007 bis September 2009 Mitglied des Markenvorstands Volkswagen Pkw. Von 2010 bis 2012 verantwortete er im VW-Vorstand den Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge. In den Jahren 2012 bis 2019 war Heizmann der erste China-Vorstand von Volkswagen. Er bekam 2023 Vergütungen in Höhe von etwa 800.000 Euro vom Konzern.
Trotz Abgasskandal auf der Payroll
Rupert Stadler: Stadler war von 2007 bis 2018 Vorstandsvorsitzender der Audi AG. Seit 2010 war er zudem Mitglied des Vorstands bei VW und unter anderem im Aufsichtsrat der Porsche Holding, Präsident des Verwaltungsrats bei Lamborghini sowie Präsident des Verwaltungsrats der Volkswagen Group Italia. Stadlers Vermächtnis im Konzern ist vermutlich jedoch der Abgasskandal, in den Audi sowie andere Unternehmen des VW-Konzerns während seiner Amtszeit involviert waren. Für seine Rolle im Skandal wurde der ehemalige Audi-Vorstandsvorsitzende später zu einem Jahr und neun Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Trotzdem steht er weiterhin auf der Payroll des Unternehmens und erhält eine Vergütung von etwa 23.000 Euro für 2023.