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TV-Entertainer: Stefan Raab sucht als Juror deutschen ESC-Song – HORIZONT
Inga Leschek (Chief Content Officer RTL Deutschland), Stefan Raab, Christine Strobl (ARD-Programmdirektorin)
Dank des Entertainers feierte Deutschland beim ESC erfolgreiche Spaß-Auftritte und Lena Meyer-Landruts Sieg. Als Raab abtrat, begann eine lange Pleitenserie. Reißt er das Ruder jetzt wieder herum?
Entertainer Stefan Raab ist Teil des Jury-Teams bei der Suche nach dem deutschen Kandidaten für den Eurovision Song Contest (ESC). In vier Live-Castingshows im Frühjahr 2025 – drei davon bei RTL und das Finale in der ARD – wird der deutsche Musikbeitrag für den ESC in Basel ermittelt, wie die Sender mitteilten.
“Gesucht ist ein Hit – und ein Star”
Die Sender riefen dazu auf, sich für den Vorentscheid “Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?” bis zum 28. November zu bewerben: “Gesucht ist ein Hit – und ein Star.” Bewerben können sich demnach Musikerinnen und Musiker sowie Bands.
Im September kehrte Stefan Raab nach seinem Rückzug vor vielen Jahren auf die TV-Bildschirme zurück: Der Musiker, Produzent und Entertainer unterschrieb mit seinem neuen TV-Partner RTL einen Fünfjahresvertrag und kündigte mehrere Shows an. Zum Auftakt boxte er in Anlehnung an frühere Zeiten gegen Regina Halmich. Das Ganze wurde wie eine Art rituelles Fest abgehalten: Raab stieg quasi wie ein Gott von einer schier endlos langen Treppen von oben herab. RTL übertrug live.
Raab war einst Erfolgsgarant beim ESC
Raab, der über Jahrzehnte für neues, lustiges Fernsehen stand, inszenierte sich als Retter der Unterhaltung. Eine ähnliche Rolle, die des Heilsbringers, dürfte der 58-Jährige auch beim ESC einnehmen. Die Kombination Raab und ESC stand viele Jahre für Erfolg und gutes Entertainment, die Erwartungshaltung der deutschen ESC-Fans ist folglich groß.
In einer aktuellen Yougov-Umfrage rechnen dagegen 21 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland einem deutschen ESC-Beitrag mit Raab-Beteiligung bessere Chancen aus. Aus Sicht von 40 Prozent ändert sich voraussichtlich nichts, 15 Prozent rechnen gar mit schlechteren Chancen.
So schnitt Deutschland in den vergangenen Jahren ab
2023: Lord Of The Lost mit “Blood & Glitter”, Platz 26 (letzter Platz)
2022: Malik Harris mit “Rockstars”, Platz 25 (letzter Platz)
2021: Jendrik mit “I Don’t Feel Hate” – Platz 25 (vorletzter Platz)
2020: Ausfall wegen Corona; Ben Dolic (“Violent Thing”) ohne Auftritt
2019: S!sters mit “Sister” – Platz 25 (vorletzter Platz)
2018: Michael Schulte mit “You Let Me Walk Alone” – Platz 4
2017: Levina mit “Perfect Life” – 25 (vorletzter Platz)
2016: Jamie-Lee mit “Ghost” – 26 (letzter Platz)
2015: Ann Sophie mit “Black Smoke” – 27 (letzter Platz)
2014: Elaiza mit “Is It Right” – Platz 18
2013: Cascada mit “Glorious” – Platz 21
2012: Roman Lob mit “Standing Still” – Platz 8
2011: Lena mit “Taken By A Stranger” – Platz 10
2010: Lena mit “Satellite” – Platz 1
Raabs ESC-Historie reicht bis ins Jahr 1998 zurück, als er unter dem Pseudonym Alf Igel Guildo Horns Eurovision-Song “Guildo hat euch lieb” komponierte. Lied und Auftritt galten damals als Erweckungserlebnis für den angestaubten Schlagerwettbewerb, den man damals noch pathetisch Grand Prix Eurovision de la Chanson nannte. Im Jahr 2000 trat Raab mit dem Hit “Wadde hadde dudde da?” sogar selbst beim Wettbewerb auf. Seinen größten ESC-Erfolg feierte Raab als Mastermind hinter dem Sieg von Lena Meyer-Landrut (“Satellite”) im Jahr 2010.
Als Raab ging, begann Pleitenserie
Zum vorerst letzten Mal wirkte Raab hinter den Kulissen im Jahre 2012 beim ESC mit. Danach begann für Deutschland eine Pleiteserie. Es gab zwar vereinzelte Lichtblicke, aber vor allem peinliche Ergebnisse mit vielen letzten und vorletzten Plätzen. Immer wieder kam die Frage auf, wie sich wieder Erfolge einstellen könnten.
Dabei gab es in den vergangenen Jahren auch Kritik an der Ausrichtung des Vorentscheides unter der Federführung des NDR. Immer wieder wurden in dieser Zeit Rufe nach Raab laut, der sich allerdings 2015 in den TV-Ruhestand verabschiedet hatte. Nach den vielen Misserfolgen kreisten Diskussionen sogar darum, ob Deutschland überhaupt noch beim ESC mitmachen sollte.
Die ARD hielt trotz der schlechten Platzierungen an der Teilnahme am seit 1956 bestehenden Wettbewerb fest. Die Quoten sprechen auch durchaus für die Ausstrahlung des ESC. In diesem Jahr schalteten rund acht Millionen TV-Zuschauer im Ersten und im ARD-Spartensender One zur Show im schwedischen Malmö ein. Diesmal war die Schmach für Deutschland nicht so groß – immerhin Platz 12. Rettet Raab 25 Jahre nach seinem eigenen ESC-Auftritt nun als Juror beim Vorentscheid Musik-Deutschland?