Olympia 2024: Team Deutschland entgeht einer brisanten Diskussion I Kommentar

Anna-Maria Wagner und Dennis Schröder als Fahnenträger des deutschen Teams bei den Olympischen Spielen in Paris sind eine gute Wahl. Judo-Weltmeisterin Wagner vertritt jene Sportlerinnen und Sportler, die nicht so häufig im Rampenlicht stehen. Athletinnen und Athleten, die nicht von horrenden Gehältern leben und sich parallel auf ein Leben nach dem Leistungssport vorbereiten müssen.

Schröder, der Kapitän der deutschen Basketball-Weltmeister, steht eher für Glamour. Und dem Sohn einer gambischen Mutter wird als erstem Schwarzen die Ehre zuteil, die deutsche Nation bei Olympia als Fahnenträger anführen zu dürfen. Seine Wahl ist auch ein Zeichen für Vielfalt und gegen Rassismus, das ist gut so!

Schröder allein darauf zu reduzieren, würde ihm aber nicht gerecht. Der 30 Jahre alte NBA-Profi der Brooklyn Nets hat eine Wandlung vollzogen. Er ist zu einem echten Teamplayer und Anführer geworden.

Dass er selbst gerne Vergleiche zu Dirk Nowitzki zieht, der 2008 in Peking die deutsche Fahne tragen durfte, hinkt aber. Nowitzki hatte eine andere Strahlkraft und – im Gegensatz zum manchmal aneckenden Schröder – einen tadellosen Ruf.

So wirbelte der 30-Jährige mit seiner unnötigen Attacke in Richtung des renommierten Basketball-Journalisten André Voigt Staub auf und verspielte damit bei einigen Basketball-Fans die Sympathien, die er sich nach dem WM-Titel erspielt hatte. In solchen Punkten muss Schröder noch lernen.

Für den DOSB war die Wahl ein Erfolg. Dreimal so viele Fans wie vor Olympia 2021 in Tokio stimmten ab. Schröder und Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev auf der Shortlist dienten als prominente Zugpferde. Sportschütze Christian Reitz hatte dabei nur Außenseiterchancen.

Allein aber die Nominierung von Zverev barg einige Brisanz. Dass er nun nicht als Fahnenträger gewählt wurde, ist für das deutsche Team womöglich eine Erleichterung. Erst vor sechs Wochen wurde sein Prozess wegen häuslicher Gewalt gegen eine Zahlung von 200.000 Euro eingestellt. Seine Wahl hätte eine pikante Debatte losgetreten und Deutschlands Start in die Olympischen Spiele von Paris überschattet.