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Nobelpreis-Ökonom Krugmann warnt vor Trumps Wirtschaftsplänen
Ein Wahlsieg Donald Trumps würde der US-Wirtschaft zwei große Herausforderungen bescheren, sagt Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman.
Trumps Pläne für die Wirtschaft einschließlich höherer Zölle würden die Preise treiben. Seine Pläne für Abschiebungen und die Begrenzung der Einwanderung bremsten zusätzliche den Arbeitsmarkt.
Auch für die deutsche Wirtschaft rechnen Ökonomen im Falle eines Wahlsieges Trumps mit negativen Folgen.
Der Wirtschaft der USA drohe ein doppelter negativer Schock, wenn Donald Trump am kommenden Dienstag zum zweiten Mal zum Präsidenten wird, sagt der Nobelpreisträger für Wirtschaft, Paul Krugman.
Der Ökonom wies besonders auf Trumps Plan hin, Zölle auf nahezu alle importierten Waren zu erhöhen, sowie auf seine Ankündigung, die „größte Abschiebung in der Geschichte der USA“ durchzuführen.
Trumps Pläne und ihre Folgen
Beide Schritte hätten große Konsequenzen für die USA, warnt Krugman. Die angekündigten Zölle bis zu 20 Prozent auf alle Importe und sogar bis zu 60 Prozent auf chinesische Waren – würden die Preise erhöhen. Die meisten Lasten hätten dabei die 80 Prozent der Amerikaner mit niedrigen und mittleren Einkommen zu tragen, ergab eine Analyse des Peterson Institute for International Economics.
Ökonomen halten Trumps Wirtschaftspläne insgesamt für stärker inflationärer als die Vorhaben der demokratischen Kandidatin Kalama Harris. Einer Umfrage der Financial Times und der Universität Chicago zufolge, denken 70 Prozent der befragten Ökonomen, dass Trumps Wahlsieg die Inflation stärker nach oben treiben würde als ein Sieg von Harris, bemerkte Krugman.
„Das Zollproblem ist enorm. Wir sprechen hier nicht nur von einem radikalen Bruch mit der jüngsten Wirtschaftspolitik, sondern von einem radikalen Bruch mit 90 Jahren US-Einsatz für mehr Handel. Wir sprechen über einen inflationären Schock, der größer ist als fast alles, was man durch andere politische Maßnahmen erreichen könnte“, sagte Krugman.
Experten skeptisch zu Trumps Abschiebeplänen
Experten haben auch Trumps Pläne zu Abschiebungen kritisiert. Würde Trump seine Ankündigung wahrmachen und 13 Millionen Einwanderer abschieben, die ohne gültige Dokumenten in den USA leben, würde mindestens 315 Milliarden Dollar (rund 300 Milliarden Euro) kosten, errechnete das American Immigration Council. Die Gesamtkosten im nächsten Jahrzehnt würden voraussichtlich auf 968 Milliarden Dollar (ca. 917 Milliarden Euro) steigen.
Krugman argumentiert, dass Einwanderung einen enormen Schub für die US-Wirtschaft und den Arbeitsmarkt gebracht haben und bringen. Einwanderer erhöhten die Zahl der Arbeitskräfte, das gesamte Einkommen würden helfen, die Inflation in Schach zu halten, schrieb Krugman in der New York Times.
„Wenn man das Zollproblem mit der Massenabschiebung kombiniert, sind das wirklich große negative Schocks für die Wirtschaft“, fügte er hinzu.
Öffentliche Meinung und wirtschaftliche Stabilität
Viele Amerikaner vertrauen dagegen eher dem Wirtschaftsprogramm von Trump als dem von Harris. In einer Wall Street Journal Umfrage sagten über 50 Prozent der Befragten, dass Trump „am besten in der Lage sei“, die Wirtschaft zu steuern, verglichen mit etwa 40 Prozent, die Harris für fähiger halten.
„Verschiedene Umfragen erzählen unterschiedliche Geschichten“, schrieb Krugman. „Die Ökonomen an den Hochschulen und in Instituten sind überwiegend der Meinung, dass Trump viel schlechter für die Wirtschaft sein wird, besonders in Bezug auf die Inflation.“
Die US-Wirtschaft entwickelt sich weiterhin robust. Die Inflation hat sich seit ihren Höchstständen deutlich abgekühlt. Die US-Notenbank Fed hat die Zinswende eingeleitet. Dies hilft der Wirtschaft. Sollte die Inflation wieder steigen, dürfte dies auch Zinssenkungen erschweren.
Auch für Deutschland erwarten Ökonomen große Risiken, sollte Trump die Wahl gewinnen. Zum einen wäre deutsche Exporteure direkt von neuen US-Zöllen betroffen. Dies droht auch die ohnehin angeschlagene Autohersteller zusätzlich belasten. Die USA sind für Deutschland der wichtigste Exportmarkt außerhalb Europas. Die Ausfuhren in die USA sind auch deutlich höher als nach China.
Die USA sind zudem die größte Volkswirtschaft der Welt. Sollten dort die Inflation und die Zinsen wieder steigen und das Wachstum nachlassen, würde dies wichtige Handelspartner wie Deutschland zusätzlich auch indirekt treffen. „Kommt es mit einem US-Präsidenten Trump zu einem neuen eskalierenden Handelskonflikt, dann spürt das auch die deutsche Wirtschaft durch höhere Importpreise“, argumentiert das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.
„Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte in den ersten beiden Jahren nach Einführung der Zölle dadurch gut ein Prozent niedriger ausfallen als ohne eine solche Zolleskalation“, errechnete das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.