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Merino stürzt ganz Deutschland ins Tal der Tränen

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Merino stürzt ganz Deutschland ins Tal der Tränen

Mikel Merino (rechts) hat soeben das entscheidende Tor erzielt. Ferran Torres (links) freut sich mit ihm. © ANSA / GEORGI LICOVSKI

Es war ein packendes Duell, das sich Deutschland und Spanien im EM-Viertelfinale lieferten. 90 Minuten reichten für die Entscheidung nicht aus, es ging noch in die Verlängerung. Dort deutete bereits alles auf ein Elfmeterschießen hin, als ein spanischer Joker zum Kopfball abhob und mitten ins deutsche Herz köpfte.

Der Traum vom vierten EM-Titel ist nach drei beschwingten Wochen mit Torfesten und Gute-Laune-Spielen zwei Schritte vor dem Finale zu früh vorüber. Berlin bleibt nach den schmerzhaften Toren des Leipzigers Dani Olmo (51. Minute) und von Mikel Merino wenige Sekunden vor Schluss (119.) zum 1:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung nichts als ein Sehnsuchtsort. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch den überragenden Florian Wirtz (89.) und eine Drangphase voller Mut und Siegeswille halfen nichts.

Bei den deutschen Nationalspielern und den Fans auf den Rängen flossen Tränen: Die deutsche EM-Party ist nach 120 Minuten voller Leidenschaft und Fußball-Wahnsinn vorbei. Spaniens Übermacht hat den schwarz-rot-goldenen Sommerspaß brachial beendet.

Spanien wieder einmal reifer

Nach der bitteren Niederlage in Stuttgart gegen den schon wieder unbezwingbaren Rivalen ist nicht nur die Heim-EM für die DFB-Elf nach dem Viertelfinale beendet. In einem intensiven Spiel mit ganz vielen taktischen Winkelzügen und zunächst wenig Fiesta-Fußball waren die Spanier wieder einmal cooler und reifer. Das große Aufbäumen mit Fan-Liebling Niclas Füllkrug und die beste Turnierleistung nach dem Gegentor wurden nicht belohnt – diesmal konnte auch der deutsche Super-Joker das Glück nicht erzwingen. In der 77. Minute traf der Dortmunder im Fallen den Pfosten. Am Ende rannte auch noch Müller mit an, Wirtz sorgte immerhin für die Verlängerung.

Enttäuschendes Gesicht bei Julian Nagelsmann. © ANSA / MOHAMED MESSARA

„Nicht verstecken!“, hatte Nagelsmann für das Viertelfinale vorgegeben – und dafür überraschend Emre Can statt Robert Andrich für die Startelf nominiert. Die Anspannung war den Nationalspielern in der Anfangsphase aber deutlich anzusehen. Nach Pedris Schuss schon nach 52 Sekunden, einem Aufreger, mit dem Neuer keine Probleme hatte, hatte die DFB-Auswahl große Mühe, in die Partie zu finden.

Viele Fouls und Unterbrechungen

Wegen vieler Fouls und Nickeligkeiten kam kaum Spielfluss zustande, Kroos hatte großes Glück, dass eines seiner beiden Fouls in den ersten fünf Minuten nicht direkt mit der Gelben Karte bestraft wurde. Der Weltmeister erwischte Pedri so, dass dieser früh angeschlagen ausgewechselt wurde (8.). Für den 21 Jahre alten Lenker und Denker der Spanier kam Olmo in die Partie.

Antonio Rüdiger wäre in einem möglichen Halbfinale gelbgesperrt gewesen. © ANSA / ANNA SZILAGYI

Zeichen setzen, die Spanier einschüchtern – der Gedanke hinter dem deutschen Auftakt in das Alles-oder-Nichts-Spiel war zu erkennen. Nur verhalf das harte Gegenhalten der DFB-Auswahl nicht zu ihrer spielerischen Sicherheit. Symptomatisch: Nach einem Fehler von Gündogan stürmte Olmo auf Neuers Tor zu, Antonio Rüdiger ging mit einem Foul dazwischen und sah seine zweite Gelbe Karte im Turnier – so oder so würde das Halbfinale ohne ihn stattfinden.

Kaum Raum für Musiala

Spanien spielte nicht immer auf Weltklasseniveau. Auch das punktbeste Team der Vorrunde brachte nicht alle Pässe an den Mann und hatte Mühe mit dem frühen Pressing der Nationalmannschaft. Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor hätte in den ersten 45 Minuten mehr als die drei Gelben Karten zeigen können. Ein Spiel „auf hohem taktischem Niveau“, sagte Ex-Nationalspieler Michael Ballack mit viel Spanien-Erfahrung bei MagentaTV über die erste Halbzeit. Früh war klar: Wer in Rückstand gerät, wird große Probleme haben.

Dani Olmo traf zum zwischenzeitlichen 1:0 für Spanien. © ANSA / ANNA SZILAGYI

Neuer musste auch bei den Abschlüssen von Aymeric Laporte (23.) und Olmo (39.) eingreifen. Der Chance des eingewechselten Spielmachers ging ein schneller Ballgewinn der Spanier gegen den zu passiven Havertz voraus. Mit dem 0:0 zur Pause konnten die deutschen Nationalspieler zufriedener sein als die Spanier.

Nagelsmann korrigiert – Olmo trifft

Auch deshalb korrigierte Nagelsmann zur zweiten Halbzeit seine Personalentscheidungen: Für Can kam Robert Andrich, statt Sané spielte Florian Wirtz mit. Die nächste richtig gute Chance hatten aber die Spanier: Álvaro Morata setzte sich im Strafraum gegen Jonathan Tah durch und kam zum Abschluss, der noch über das Tor von Neuer ging (47.). Doch der nächste Schuss der Spanier saß.

Raum war gegen Spaniens Supertalent Lamine Yamal viel zu passiv, in der Mitte ließ Kroos Olmo zu viel Raum. Der 26-Jährige schloss flach und platziert ab – und die Spanier feierten. Jetzt wurde es ganz schwer für die DFB-Auswahl.

Der DFB-Auswahl lief die Zeit davon. Immer wieder rannte sich Deutschland am spanischen Strafraum fest oder hatte Pech wie beim Pfostentreffer von Füllkrug. Für die Schlussphase kam Müller für Tah in die Partie (80.), es zählte nur noch, irgendwie den Ausgleich zu machen. Dann kam Wirtz und verwandelte nach Vorlage von Kimmich. Die Entscheidung musste in der Verlängerung fallen, in der wieder Wirtz nur ganz knapp vorbei schoss (105.+1). Dann kam der bittere Nackenschlag kurz vor dem Elfmeterschießen.

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