Connect with us

Shopping

Hautpilz-Ausbreitung in Barbershops: “Nicht alle über einen Kamm scheren” | MDR.DE

Published

on

Hautpilz-Ausbreitung in Barbershops: “Nicht alle über einen Kamm scheren” | MDR.DE

Inhaber von Barbershops in Mitteldeutschland fühlen sich zu Unrecht wegen angeblich mangelnder Hygiene in ihren Salons an den Pranger gestellt. Shiehad Abdo​, Inhaber des Barbershops Style Deluxe in Magdeburg, sagte MDR AKTUELL mit Blick auf die Ausbreitung des Hautpilzes Trichophyton tonsurans, auch “Ringerpilz” genannt: “Bei uns wird Hygiene groß geschrieben und das nicht erst seit den Meldungen über diese Erkrankung.” Auch sein Salon werde behördlich überwacht und müsse jederzeit mit Kontrollen rechnen. “Zu uns kann das Gesundheitsamt gerne kommen, ich weiß was wir hier tun und leisten.”

Anas Al Darwesh, Inhaber von Bablios Barbershop in der Dresdner Neustadt, fragt sich, warum auf Barbershops abgezielt werde. “Ist es, weil wir Dienstleistungen zu 50 Prozent günstiger anbieten als deutsche Salons und dabei eine Qualität liefern, die diese zu 100 Prozent übertrifft?” Wo keine überzeugenden Argumente gefunden würden, argumentierten manche mit ansteckenden Hautkrankheiten. Auch Al Darwesh betonte, dass in seinem Laden die Hygiene auf höchstem Niveau beachtet werde, “sowohl zu unserem eigenen Schutz als auch zum Schutz unserer Kunden und zur Wahrung des guten Rufs unseres Salons”.

Barbershops sind Friseurgeschäfte, die sich fast ausschließlich an Männer wenden und zu vergleichsweise sehr günstigen Preisen Bartrasuren und Kurzhaarschnitte anbieten. Inhaber und Mitarbeitende sind oftmals Menschen mit Migrationshintergrund.

Direkter Nachweis zu Barbershop

Experten hatten diese Woche die Ausbreitung des Hautpilzes Trichophyton tonsurans in Verbindung gebracht mit Barbershops, die in den vergangenen Jahren in großer Zahl eröffnet wurden. Der Dermatologe und Laborarzt Pietro Nenhoff, sprach im Interview mit MDR AKTUELL von einem “heiklen Thema”. Mittlerweile gebe es aber den direkten Nachweis. Er verwies auf eine Untersuchung in Kiel, bei der man den Pilz in einem Barbershop etwa an Rasierapparaten und auf Oberflächen fand.

Trichophyton tonsurans – Symptome und Therapie
Der Hautpilz Trichophyton tonsurans, auch bekannt als “Ringerpilz”, “Mattenpilz” oder dem Oberbegriff Fadenpilz, kann schuppende, gerötete, teils auch eitrige Infektionen der Haut auslösen. Gelangt der Pilz über kleine Schnitte, etwa beim Rasieren, unter die Haut sind auch Pusteln, Vernarbungen und Haarausfall möglich.

Die Erkrankung ist nach Angaben von Hautärzten effektiv behandelbar. Eingesetzt werden zum einen mehrfach täglich Salben gegen Pilze. Insbesondere bei stärkeren Infektionen am Kopf müssen aber auch Tabletten zur Therapie eingesetzt werden. Die Behandlung kann mehrere Wochen oder sogar Monate dauern.

Mit Informationen vom Deutschen Ärzteblatt

Nenhoff und andere Hautärzte sehen den Pilz in ihrer Praxis immer häufiger. Er werde inzwischen drei- bis fünfmal so oft nachgewiesen wie noch vor fünf Jahren, sagt er. Allein in seinem Labor seien im vergangenen Jahr fast 350 Nachweise des Pilzes gelungen: “Das ist für diesen eigentlich eher seltenen Pilz wirklich viel.”

Bundesweit mehr als zehntausend Fälle

Der Leiter des Instituts für Pilzkrankheiten und Innere Medizin in Berlin, Hans-Jürgen Tietz, bestätigt diese Befunde. “Es ist kein neues Phänomen. Wir sehen schon seit längerer Zeit, dass die Infektionen zunehmen. Jetzt spitzt sich die Lage zu.” In Deutschland gebe es rund 4.500 Hautarztpraxen, rechnet der Professor der Humboldt-Universität vor. “Wenn Sie da nachfragen, hat jede Praxis zwei bis drei betroffene Patientinnen und Patienten. Also können wir konservativ geschätzt von über zehntausend Fällen in Deutschland ausgehen.”

Continue Reading