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GCSP: Symbiose aus Gastronomie und Shopping Centern

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GCSP: Symbiose aus Gastronomie und Shopping Centern

Ein Gespräch mit Kerstin Rapp-Schwan (Beirätin des Kongresses & Gastronomin, r.) und Christine Hager (Vorstandsvorsitzende GCSP sowie Director Property Management Germany von Sonea Sierra- ALEXA Berlin.

Beim German Council of Shopping Places (GCSP) wird im September in Berlin über die Zukunft des Handels mit der Gastronomie gesprochen – lesen Sie hier ein Interview mit den Kongress-Macherinnen Kerstin Rapp-Schwan (Beirätin des Kongresses & Gastronomin) und Christine Hager (Vorstandsvorsitzende GCSP sowie Director Property Management Germany von Sonae Sierra- ALEXA Berlin.

Mit dabei am 11. und 12. September in Berlin sind auch Top-Gastronomen wie The Duc Ngo oder der Londoner Retail Futurist Matthew Brown. Und mit etwas Glück gewinnen Sie ein Ticket für diesen Top-Kongress in der Hauptstadt: Wenn Sie Gastronom sind und an einer Teilnahme interessiert, schreiben Sie uns unter dem Stichwort “GCSP” eine kurze Mail an foodservice@dfv.de mit Ihrer Begründung, warum Sie dabei sein müssen. Hier gehts zum Programm.
foodservice: Shopping-Center wandeln sich immer mehr zur  Plattform des rein stationären Handels – mit den damit einhergehenden Schwierigkeiten wie schwindender Besucherpräsenz und den Herausforderungen der Digitalisierung. Steht die Zukunft von Shopping-Centern in Frage?
Christine Hager: Die Frage ist zu pauschal gestellt, denn das gelebte und auch von den Menschen geliebte Format des lebendigen Marktplatzes hat weltweit eine große Bedeutung. Die Frage, welches Center es mit einem attraktiven Mieterbesatz schafft, den laufenden gesellschaftlichen Wandel in ein erfolgreiches Geschäftsmodell umzusetzen, kann man nicht mit ja oder nein beantworten. Handel ist und war schon immer Wandel – und vor dem Hintergrund ist die Digitalisierung der wohl wichtigste Trend, wenn es um die Zukunft des Handels im Generellen und der Shopping-Center in der Umsetzung geht. Generell stagniert der Markt, es gibt wenig Neuentwicklungen, dafür umso mehr Revitalisierungen. Um die Center zukunftsfähig auszurichten, spielt die Integration technologischer Trends eine entscheidende Rolle, denn Kundenorientierung und Interaktion mit der Gemeinschaft, der lokalen „Community“, ist Trumpf.
Kerstin Rapp-Schwan: Es gibt aber heute schon gute Beispiele wie die Zukunft aussehen kann. Viele Cross Konzepte zum Beispiel Buchhandel mit Café oder Sport mit Nutrition Bar verbinden sich und folgen damit den Wünschen der Kunden. Dabei geht es um Erlebnisse, aber auch um kulinarischen Genuss, wenn ich mit meiner Tochter in den neuen Büchern stöbere und dabei einen Latte Macchiato und eine tolle heiße Schokolade genießen kann.

Christine Hager: Spannend sind auch neue Formate, wie zum Beispiel “blaenk”, die getreu dem Motto „try before buy“, neue Wege gehen. Eines zeigen diese Beispiele vor allem auf: innovative Einzelhandels- und Gastrokonzepte sind existentiell für eine erfolgreiche Zukunft der Shopping-Center.

Im Textilhandel wird immer mehr auf das „erweiterte Shopping-Erlebnis“ mit einem größeren Unterhaltungswert vor Ort gesetzt – ist das auch der goldene Weg für die Malls in Deutschland?
Christine Hager: Attraktive Einkaufsdestinationen sind zu Lifestyle Hubs geworden. Shopping ist für die Besucher dabei nur eine Option von vielen. Vor diesem Hintergrund wird das Angebot vieler Malls im Rahmen einer Revitalisierung durch die Integrationen anderer Nutzungsbausteine wie zum Beispiel Co-Working-, Gastro-, Entertainment-, Sport-, Bildungs- und Gesundheitsangeboten erweitert und damit der Destinationscharakter gestärkt.

Motor eines Quatieres

Dabei ist ein gut funktionierendes Shopping-Center oft der Motor eines Quartieres, einer Innenstadt. Was im Umkehrschluss leider auch bedeutet, dass, wenn sich ein Quartier in „Schieflage“ befindet, auch spürbare Auswirkungen auf den Einzelhandel im Center die Folgen sind. Die Politik muss hier die engen Abhängigkeiten verstehen und mit geeigneten Maßnahmen die gesamte Innenstadt stärken.
Kerstin Rapp-Schwan: Gerade für die Gastronomie sind Niveau und Flair eines Quartieres für den Erfolg entscheidend. Kunden erwarten Sauberkeit, Sicherheit und Service, denn ungepflegte, dreckige Plätze und Straßen mit „unsicheren“ Ecken laden eben nicht zum Verweilen ein.

Gut, dass Sie es ansprechen – welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Gastronomie noch in diesem Zusammenhang?
Christine Hager: Eine große, wenn nicht gar die ausschlaggebende Kraft, denn es ist empirisch nachgewiesen, dass Kunden in Shopping-Centern mit gastronomischem Angebot länger verweilen. Mit 15% aller Stores (EHI/GCSP Shopping-Center Report 2024) ist Gastronomie mittlerweile die zweitstärkste Branche – und damit zur treibenden Kraft mit Differenzierungsfaktor aufgestiegen.

Bislang findet man in Shopping-Centern das gastronomische Angebot zumeist sehr konzentriert in Food Courts – ist das der Weg für die Zukunft?
Christine Hager: Generell gilt: der Mix macht´s. Foodcourts sind nach wie vor als zentrale Plätze beliebt, weil dort jeder Gast sein Angebot findet und zum Beispiel eine Familie absolut unterschiedliche Gerichte an einem Platz zusammen verzehren kann und schnell bedient wird. Die Zukunft orientiert sich heutzutage jedoch an der Nachfrage und diese ist lokal unterschiedlich. Ein gesunder Mix auf Cafés, Fast Food und Casual Dining ist mittlerweile in allen größeren Centern state-of-the-art.

Kerstin Rapp-Schwan: Voraussetzung ist aber, dass Investoren und Betreiber sich gegenüber neuen Konzepten öffnen und ggf. auch mal Start Ups eine Chance geben, wenn wir nicht nur Systemgastronomie vergleichbar in allen Standorten haben wollen. Allerdings sind die Anforderungen einer Individualgastronomie sehr individuell.

Individual-Gastronomie fördern

Wenn Gastronomie ein starker Frequenzbringer am Standort werden soll, müssen auch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Die vielen notwendigen Center-Revitalisierungen bieten vor dem Hintergrund insofern enorme Chancen, neue wie auch traditionelle aber auf jeden Fall attraktive Konzepte zu integrieren, um damit die Rolle vom Versorger zum Frequenzbringer neu zu definieren.

Worauf muss sich ein Gastronom einstellen, wenn er auf der Fläche eines Shopping-Centers erscheinen will?
Kerstin Rapp-Schwan: Die Vorteile eines zentral gemanagten Standortes mit gemeinsamer Werbung und Markenbildung sowie frequenzstarken Nachbarn steht selbstverständlich immer in Abwägung zu den Gesamtkosten. Selbstverständlich gibt es Vor- und Nachteile zur Anmietung in einem Center, diese sind aber einerseits sehr standort-, andererseits auch konzeptabhängig. Die Vorteile liegen auf der Hand, angefangen von den drei „S“ -Sauberkeit, Sicherheit, Service bis hin zu geregelten Öffnungszeiten, die alle Mieter einzuhalten haben. Nicht zuletzt durch die Pandemie ist die Möglichkeit eines Außenzugangs, der Sonntagsöffnung und auch eines Abhol-/Lieferbereiches in Centern verstärkt zum Entscheidungskriterium einer Anmietung geworden. 

Welche zusätzlichen Kosten kommen auf den Gastronomen zu? Und welche Benefits darf er erwarten?
Christine Hager: Die Kosten für den Ausbau sowie Betrieb sind aufgrund der erforderlichen Haustechnik (Fettabluft, Fettabscheider usw.) zumeist höher als auf den normalen Mietflächen. In Foodcourts liefert der Vermieter die zentralen Anlagen und legt die dazugehörigen Kosten auf alle Betreiber um. Dies ist günstiger, als wenn sich jeder Mieter selbst seine Anlagen einbaut. Hinzu kommen Kosten für die Bewirtschaftung der gemeinsamen Sitzplätze und die Vorreinigung des Geschirrs. Dies ist aber in der Regel günstiger für den Betreiber, als wenn er selbst permanent Personal vorhalten muss.

Gesicherte Grundfrequenz

Bei Servicerestaurants, welche einen separaten Außenzugang haben und auch außerhalb der Öffnungszeiten des Shopping-Centers öffnen, fallen für diese Betriebszeiten zusätzliche Kosten an.
Der Vorteil für die Betreiber ist, dass die Shopping-Center meist der zentrale Anlaufpunkt in einer Stadt sind und über eine guten Verkehrsanbindung, individual wie öffentlich, sowie ausreichend Parkmöglichkeiten verfügen. Die gesicherte Grundfrequenz liefert den Gastronomen eine verlässliche Kalkulationsgrundlage. Es ist empirisch nachgewiesen, dass ein hoher Anteil der Kunden, welche ein Shopping-Center besuchen, dort länger verweilen und ihren Einkauf mit einem Besuch in der Gastronomie verbinden.
Kerstin Rapp-Schwan: Wir erkennen, dass die Co-Existenz von Handel und Gastro heutzutage anders „gelebt“ wird als früher. Darin liegen spannende Potentiale. Wenn das Shopping-Center hier kreativ und engagiert mitgeht, dann ist so eine Partnerschaft ein sehr großer Benefit für beide Seiten.

Frau Hager, neben Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende des GCSP sind Sie Director Property Management Germany von Sonae Sierra, die zum Beispiel das ALEXA Berlin auf dem Alexanderplatz betreiben. Im gastronomischen Angebot überwiegen hier Ketten wie Nordsee, Ditsch oder Frittenwerk. Ist die systematisierte Gastronomie einfacher in große Shopping-Center zu integrieren als die Individualisten?  
Christine Hager: Unsere Auswertungen haben ergeben, dass Kunden von Shopping-Centern die bekannten Marken und Branchen erwarten und diese auch primär aufsuchen. Natürlich sollten diese sinnvoll von einigen individuellen lokalen Konzepten ergänzt werden. Das gastronomische Angebot in einem Shopping-Center soll leicht verständlich, convenient und schnell sein. Wenn Menschen in den Abendstunden zum Essen ausgehen, so suchen diese vorrangigen Konzepte in trendigen Gastronomielagen, je nach Jahreszeit verbunden mit einer Außensitzfläche und im Idealfall mit einer ansprechenden (historischen) Architektur, auf. Die Ansprüche und die Anforderungen der Kunden und Besucher sind also unterschiedlich. Zudem fallen für die Gastronomiebetreiber konzeptbedingt in einem Shopping-Center oftmals die Abendstunden und das Wochenend- und Feiertagsgeschäft weg. Die Konzepte müssen demnach in den Kernzeiten, sehr schnell ihren Tagesumsatz generieren. Dafür bedarf es ausgeklügelter Angebote und Arbeitsabläufe, was sozusagen systembedingt die Spezialität der filialisierten Gastronomiekonzepte ist.

Liebe Kerstin Rapp-Schwan – Sie sind Gastronomin mit Schwerpunkt in Düsseldorf – was braucht es aus Ihrer Sicht, damit auch Individualisten wie Sie von Hochfrequenzstandorten wie den Shopping Malls profitieren können?       
Kerstin Rapp-Schwan: Wenn man Individualisten oder lokale Gastronomen will, braucht es spezielle Konzepte, Mietstrukturen, Events – kurzum maßgeschneiderte Lösungen. Wie das tatsächlich geht zeigt „Le big Tam Tam“ im Hanseviertel- eines der ältesten Shopping-Center mitten in Hamburg – derzeit auf. Fünf verschiedene, inhabergeführte Lokale aus Hamburg – von Soulfood aus Japan, über neopolitanische Pizza, mexikanischem Essen, Fischbrötchen de luxe bis hin zu frittiertem Hühnchen auf einer fluffigen Waffel – bewirtschaften zusammen die ehemalige Mövenpick-Restaurant Fläche. Ohne den engagierten und zukunftsorientierten international agierenden Eigentümer und Investor wäre das nicht umsetzbar gewesen. In diesem Fall war man bereit, gemeinsam neue Pfade zu beschreiten und die ausgetretenen Wege zu verlassen.

Inwiefern geht es beim 22. GCSP am 11.  und 12. September 2024 in Berlin auch um die Synergien aus Shopping Mall und Gastronomie?
Kerstin Rapp-Schwan: Seit einigen Jahren ist der German Council of Shopping Places höchst engagiert ein tieferes gegenseitiges Verständnis zwischen der Gastronomie und der Shopping-Center Branche aufzubauen. In Veranstaltungen gehen wir offen und ehrlich in den Dialog, hinterfragen wechselseitig Denkweisen und -muster und schaffen damit das Vertrauen ineinander, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Meine Rolle als Beirätin des renommierten, alljährlichen German Congress im September in Berlin ist ein großes Zeichen der Wertschätzung unserer Branche, da ich mich mehr als Vertreterin der gesamten Gastronomie dort verstehe und unsere Themen wie Sichtweisen direkt einbringen kann.
Christine Hager: Die Umbenennung des Verbandes von „German Council of Shopping Centers“ zu „German Council of Shopping Places“ war bereits vor einigen Jahren die entscheidende Weichenstellung zu einem neuen Selbstverständnis. Zu einem erfolgreichen Standort gehört eine bunte Mischung aller, die sich um die Erfüllung der Konsumentenwünsche bemühen. In diesem Jahr kann man sicher sehr viel von Robert Dahl, dem Erfinder und Eigentümer der „Karls-Erlebnis-Dörfer“ rund um das Thema Erdbeere lernen und auch natürlich von dem einzigartigen Berliner Erfolgsgastronomen The Duc Ngo erfahren, welche „Zutaten“ gastronomischer Erfolg benötigt. Das Zusammenwachsen der Branche ist bei uns sicht- und spürbar und macht allen Beteiligten sehr viel Spaß!

Was steht sonst noch auf der Agenda an den beiden Tagen in Berlin?
Christine Hager: Das diesjährige Motto lautet KLARTEXT – vor dem Hintergrund ist der Name Programm. Wir sind überzeugt, dass wir mit der Agenda unserem Ziel Rechnung tragen und unseren Gästen ein hohes Niveau bieten können. Am Vorabend wird uns Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki sicher mit seiner Keynote zur Lage der Nation scharfsinnig und pointiert unterhalten. Mit „Mr. Tagesthemen“, Ulrich Wickert, und seiner Keynote zur aktuellen politischen Analyse starten wir in den Kongresstag am 12.9., um dann fachlich Klartext zu den Themenfeldern „Handel & Innenstadt“, „Die Zukunft von Handelsimmobilie“ oder aber auch „Erfolgreiche Retailkonzepte in schwierigen Zeiten“ zu sprechen.
Kerstin Rapp-Schwan: Mit dabei sind u.a.:  Dr. Dr. Thomas Roeb, Dr. Wolfgang Merkle, Prof. Dr. Gerrit Heinemann, Prof. Tobias Just. Weitere Highlights sind die Keynote „Dodoland – Uns geht’s zu gut“ von Martin Limbeck sowie die Keynote zu weltweiten Retailtrends vom Londoner Retail Futuristen Matthew Brown. „Willkommen zum Familientreffen der Branche!“ stellt unsere Moderatorin Judith Rakers jedes Jahr erfreut fest und begrüßt gemeinsam mit Vorstand und Geschäftsstelle in diesem Jahr die Teilnehmer direkt am Brandenburger Tor im AXCIA Kongresszentrum.

Als Medienpartner des German Council of Shopping Places verlosen wir 2 Tickets für die hochkarätige Veranstaltung in Berlin am 11. und 12. September. Wenn Sie Gastronom sind und an einer Teilnahme interessiert, schreiben Sie uns unter dem Stichwort “GCSP” eine kurze Mail an foodservice@dfv.de mit Ihrer Begründung, warum Sie dabei sein müssen.

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