Die Fußball-Europameisterschaft wird nach Einschätzungen von Experten nicht zu einer spürbaren Belebung des Arbeitsmarktes führen. „Grundsätzlich sollten die potenziellen Arbeitsmarkteffekte der EM2024 nicht überschätzt werden“, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
„Selbst wenn es zusätzliche Wertschöpfung und Jobs gibt, werden diese höchstwahrscheinlich nicht dauerhaft sein.“ Die Austragungsstädte seien es gewohnt, regelmäßig große Events auszurichten, sagt Florian Dorn vom Ifo-Institut. „Von einem Jobturbo ist nicht auszugehen.“
Eine WELT AM SONNTAG-Umfrage unter den Jobcentern und Arbeitsagenturen der zehn Austragungsstädte zeigt, dass viele Behörden kaum Daten im Zusammenhang mit dem Turnier sammeln – generell aber auch keinen Job-Boom erkennen.
„Keine nennenswerten Stellenzuwächse zur EM“ gibt es in Köln: die Nachfrage sei „marginal“ und beschränke sich auf Service und Sicherheit. Der kurzfristige Personalbedarf könne über Minijobs gedeckt werden, heißt es aus Leipzig; die Stuttgarter Behörden rechnen damit, dass die meisten Jobs befristet bleiben werden.
Wie sich die EM auf den Stellenmarkt auswirkt, zeigen Daten des Marktforschungsunternehmens Index. In sechs der zehn deutschen Austragungsstädte kam es im April in den Branchen Gastro, Sicherheit und Logistik im Vergleich zum Vorjahresmonat zu einem leichten Anstieg der Zahl an Anzeigen.
Zwar ist in den ersten Monaten des Jahres eine generelle Zunahme der Gesuche zu beobachten, saisonale Schwankungen sind im Frühjahr aber üblich. Analysiert wurden 197 Printmedien, 303 Onlinebörsen, 136.000 Firmenwebsites sowie das Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit. Die Daten liegen WELT AM SONNTAG exklusiv vor.
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In Gelsenkirchen und Hamburg wird derzeit deutlich mehr Personal in den Branchen Gastro, Gastgewerbe und Hotellerie nachgefragt als im Vorjahresmonat. In Köln sucht man verstärkt Sicherheitskräfte. In Stuttgart, wo fünf Spiele stattfinden, ist beides der Fall.
In Leipzig wuchs die Zahl der gesuchten Logistik-Stellen um fast 300 auf nunmehr 1825, in München von 2661 auf 2864. Es gibt aber auch Gegenbeispiele. So gab es etwa in Berlin im April 7.270 offene Stellen in der Gastronomie – 600 weniger als im Vorjahresmonat.