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EM 2024: Warum gab es für Deutschland keinen Handelfmeter?
Es gibt viele Diskussionen, über das vermeintliche Handspiel in der 106. Minute im Spiel zwischen Spanien und Deutschland. Eine Einschätzung von Schiedsrichterexperte Manuel Gräfe.06.07.2024 | 1:36 min
Doch eine andere Szene entfachte eine hitzige Debatte: In der 106. Minute kommt Jamal Musiala aus der Distanz mittig vorm Tor zum Abschluss. Der Ball wird vom Spanier Marc Cucurella abgeblockt – mit Hilfe der Hand.
Spaniens Cucurella bekommt den Schuss von Musiala an die Hand.
Quelle: IMAGO
Handelfmeter? Oder nicht?
Für Ex-Referee Manuel Gräfe ist die Szene ein absichtliches Handspiel. “Für mich ist das strafbar”, sagte er im ZDF. Nach seiner Ansicht habe Cucurella den linken Arm extra draußen gelassen, um den Ball zu blocken – den rechten Arm hätte er hingegen rangezogen.
“Der Elfmeter gegen die Schweiz war weniger Elfmeter wie heute”, ärgert sich Bundestrainer Julian Nagelsmann und sagt zum EM-Aus: “Heute war es nicht verdient, weil wir die klareren Chancen hatten. Ich glaube, der Schiedsrichter hat auch ein bisschen mehr für Spanien gepfiffen, ein bisschen weniger für uns.”
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Nagelsmann wirbt für Regeländerung
Zudem fordert Nagelsmann eine Änderung der Regel: “Ich will nicht rumjammern, aber die Bühne nutzen, um dafür zu werben, die Regel im Sinne des Fußballs anzupassen”, sagte Nagelsmann.
“Es wäre schön, wenn wir bewerten würden, was mit dem Ball passiert”, sagte Nagelsmann: “Wenn Jamal Musiala den Ball in die Stuttgarter Innenstadt schießt und Cucurella berührt ihn, würde ich nie einen Elfmeter haben wollen, aber der Ball kommt aufs Tor und er stoppt ihn klar mit der Hand. Da muss es eine andere Bewertungsgrundlage sein.”
Auch die Ex-Nationalspieler Michael Ballack, Shkodran Mustafi, Moderator Johannes B. Kerner und Schiedsrichter Patrick Ittrich haben sich beim Streamingdienst MagentaTV über mehrere Minuten ein Wortgefecht wegen der strittigen Szene in der Verlängerung geliefert.
Ein Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler:
– den Ball absichtlich mit der Hand/dem Arm berührt (z.B. durch eine Bewegung der Hand/des Arms zum Ball)
– den Ball mit der Hand/dem Arm berührt und seinen Körper dabei aufgrund der Hand-/Armhaltung unnatürlich vergrößert. Eine unnatürliche Vergrößerung des Körpers liegt vor, wenn die Hand-/Armhaltung weder die Folge einer natürlichen Körperbewegung des Spielers in der jeweiligen Situation ist noch mit dieser Körperbewegung gerechtfertigt werden kann. Mit einer solchen Hand-/Armhaltung geht der Spieler das Risiko ein, dass der Ball an seine Hand/seinen Arm springt und er dafür bestraft wird.
– ins gegnerische Tor trifft: direkt mit der Hand/dem Arm (auch wenn dies versehentlich geschieht) oder unmittelbar, nachdem er den Ball mit der Hand/dem Arm berührt hat (auch wenn dies versehentlich geschieht)”
Ballack und Mustafi verärgert
“Ein klareres Handspiel gibt es nicht im Fußball”, sagte Ballack. “Das ist eine klare Fehlentscheidung.” Er wisse nicht, ob Taylor und sein Team sich “aus Angst oder Respekt” gegen einen Elfmeter entschieden hätten.
Offen blieb, ob Niclas Füllkrug bei der vorausgegangenen Vorlage für Musiala nicht ohnehin im Abseits gewesen wäre. “Die Sachlage ist in der Tat so, dass der Schiedsrichter sachlich und unemotional entscheiden muss”, sagte Bundesliga-Schiedsrichter Ittrich. “Man muss es regeltechnisch analysieren: Was macht der Spieler aus der Sicht des Schiedsrichters? Der Spieler zieht während des Schusses die Hand aus der Schussbahn zurück.”
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Auch deshalb habe der Videoschiedsrichter (VAR) nicht entscheidend eingegriffen. Der Experte sprach von einem “Handspiel-Dilemma”. Es gebe “einen Ermessensspielraum im Fußball”.
Das wollten Ballack und Mustafi nicht akzeptieren. “Es ist ja egal, ob er versucht, die Hand wegzuziehen, er steht im Weg”, sagte Mustafi. Ballack meinte: “Es ist ein Torschuss, er blockt ihn mit abgespreizter Hand. Für was willst du sonst noch Elfmeter geben?”
VAR war in diesem Fall keine Option “Wenn man ihn pfeift, kann man sagen, das ist richtig, den kann man geben. Das ist das Ermessensdilemma bei der Handspielregel”, sagte Ittrich. “Ich bin ja gar nicht weit weg von euch, ich habe nur gesagt, dass der Videoassistent da nicht reingehen kann.”
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Steinhaus-Webb mit Verständnis
Dieser müsse nämlich “Bilder liefern”, die den Schiedsrichter “von dem überzeugen, was er gesehen hat, oder eben nicht”. In der ARD sagte die frühere Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb: “Der Schuss kommt aus einer kurzen Distanz, ist wahnsinnig scharf geschossen. Ist es eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche – ja oder nein? Der Schiedsrichter hat sich dafür entschieden, dass es eine relativ natürliche Bewegung ist.”
Der Videoassistent könne nicht unterstützen, “weil es keine glasklare Fehlentscheidung ist”. Sie könne es “nachvollziehen, glaube aber, dass eine andere Entscheidung auch möglich gewesen wäre”, sagte Steinhaus-Webb.
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Quelle: dpa/SID