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Deutschland: Markt mit unsanierten Immobilien wächst
| Redaktion
|
05.11.2024
Deutschland ist dabei, seine Klimaziele im Gebäudesektor deutlich zu verfehlen: Die Sanierungsquote für Bestandsimmobilien sinkt, und viele ältere Immobilien stehen plötzlich auf dem Markt – eine Situation, die besonders Kapitalanleger und Immobilieninteressenten genau beobachten sollten.
Mit einer Sanierungsquote von nur 0,69 Prozent per Jahresende 2024 wird Deutschland in puncto Klimaziele für Wohngebäude zunehmend zurückfallen. Wie eine Studie von B+L Marktdaten zeigt, hat sich die Quote gegenüber 2022 (0,88 Prozent) noch weiter verschlechtert. Der Bundesverband Energieeffiziente Gebäudehülle und der BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter schlagen Alarm: Deutschland ist weit von der angestrebten klimaneutralen Immobilienlandschaft 2045 entfernt. “Die alarmierend niedrige Sanierungsquote ist ein Warnschuss,” so Thomas Meier vom BVI. Er fordert eine Erhöhung der Quote auf mindestens zwei Prozent, um das angestrebte Ziel zu erreichen.
Laut eines Berichts der WirtschaftWoche liegen die Hauptursachen für den Sanierungsstau bei finanziellen und strukturellen Engpässen: Rücklagen in Wohnungseigentümergemeinschaften reichen oft nicht für teure Sanierungen aus, und gekürzte staatliche Förderungen verunsichern Immobilieneigentümer zusätzlich. Verschärfend kommt das hohe Durchschnittsalter der Eigentümer von 58 Jahren hinzu. Viele ältere Eigentümer scheuen hohe Investitionen, da sie fürchten, die Amortisierung selbst nicht mehr zu erleben. Für Immobilienerben oder Investoren wird der Markt damit von unsanierten Objekten überschwemmt.
Unsanierte Immobilien im Trend – Chance für Schnäppchenjäger?
Wie Zahlen des Onlineportals Immoscout24 zeigen, wächst der Anteil unsanierter Immobilien mit schlechter Energieeffizienz stetig und erreichte 2024 ganze 44 Prozent des Gesamtangebots. Potenzielle Käufer stehen damit zunehmend vor der Frage, ob sie den Kauf einer unsanierten Immobilie als Investitionschance nutzen können – mit den oft niedrigeren Kaufpreisen und zusätzlichen Fördermitteln für Sanierungen. Doch auch hier gibt es einen Haken: Nur wenige gesetzliche Maßnahmen, etwa aus dem Gebäudeenergiegesetz, schreiben beim Eigentümerwechsel eine Sanierungspflicht vor, wie die Dämmung der obersten Geschossdecke oder den Austausch veralteter Heizsysteme.
Während sich Immobilienbesitzer gegen staatliche Auflagen sträuben, ist ein Konsens über notwendige Klimaschutzmaßnahmen in der Eigentümergemeinschaft oft schwer zu erreichen. Laut dem BVI erschwert das Wohnungseigentumsgesetz effektive Abstimmungsprozesse für Sanierungsprojekte, was die Nutzung staatlicher Förderprogramme weiter blockiert. Die Forderung: Anpassungen im Wohnungseigentumsgesetz und flexiblere Förderregelungen, die schnelle Entscheidungen begünstigen.