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Deshalb holt Deutschland immer weniger Medaillen bei Olympia

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Deshalb holt Deutschland immer weniger Medaillen bei Olympia

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Deutschland belegt bei Olympia in Paris den zehnten Rang im Medaillenspiegel – die tiefste Platzierung seit 1952. Warum waren wir früher besser?

München – Beinahe hätte es noch die 34. deutsche Olympia-Goldmedaille gegeben, damals vor 32 Jahren in Barcelona. Die letzte Entscheidung der Spiele war die im Marathon der Männer – in den Abendstunden des 9. August 1992 mit Einlauf ins Stadion auf dem Berg Montjuic direkt zur Schlussfeier.

Stephan Freigang aus Cottbus trieb einen Koreaner und einen Japaner vor sich her, für einige Minuten war sogar ein deutscher Marathonsieg greifbar. Am Ende wurde es Rang drei für Freigang, Bronze. Es blieb bei 33 Mal Gold für das deutsche Olympiateam.

Deutschland holt immer weniger Medaillen bei Olympia – woran liegt das?

33 – so viele Medaillen betrug, obwohl Olympia seitdem von 257 auf 329 Wettbewerbe angewachsen ist, die Gesamtausbeute 2024 in Paris: 12 – 13 – 8 statt seinerzeit 33 – 21 – 28, nicht mehr Dritter, sondern drei Dekaden später lediglich noch Zehnter im Medaillenspiegel.

Die Fragen daher: Ist der deutsche Sport leistungsmäßig abgestürzt? Und wenn ja, warum? Sechs entscheidende Faktoren.

DDR-Sondereffekt: Die Wiedervereinigung machte das neue Deutschland zur Sport-Weltmacht. Aber es war klar, dass das nur vorübergehend so sein würde. Das 1991 erschienene Enthüllungsbuch „Doping-Dokumente“ der ehemaligen West-Leichtathletik Brigitte Berendonk gab Einblicke in staatlich gelenkte Medikationen von Sportstars in der DDR, die in einem freiheitlichen Staat auf gar keinen Fall aufrechterhalten werden durften.

Auch ging es im wiedervereinigten Deutschland darum, die Sportlandschaft des Ostens vielfältiger zu gestalten. Durch den „Leistungssportbeschluss“ der DDR von 1969 waren eben viele Sportarten eingestampft worden, da sie nicht medaillenträchtig waren.

Gina Lückenkemper holte zwar eine Bronzemedaille in Paris – prangert fehlende Förderung für Spitzenathleten aber schon lange an. © IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Axel Kohring

Sport wird immer globaler – Olympia-Kuchen wird kleiner

Profi-Sport erobert die ganze Welt: In Barcelona trugen sich 64 Nationen in den Medaillenspiegel ein, in Paris waren es 91. Das IOC hat sein Programm globalisiert, Asien und Ozeanien spielen dadurch eine größere Rolle. Die internationalen Fachverbände werben um neue Mitglieder, um ins olympische Programm aufgenommen und dort verbleiben zu können – denn das olympische Siegel sorgt für Interesse und erleichtert die Finanzierung.

Das Wissen kann in den verstecktesten Winkel der Welt transferiert werden, kleinere Länder heuern Trainer aus größeren Nationen an. Know-how bleibt nicht mehr geheim. Die Konkurrenzsituation ist eine andere als vor dreißig Jahren.

Die Rolle von Frauen in der Olympia-Entwicklung

Frauen werden stärker: 1972 in München lautete das Verhältnis der Geschlechter 6:1, 1992 in Barcelona 3:1. Olympia war eine Männer-Veranstaltung. In Paris wurde erstmals Gleichstand erreicht. 1984 gewann mit der 400-m-Hürden-Läuferin Nawal El-Moutawakel aus Marokko erstmals eine Muslima Gold – was eine Sensation war, da Frauensport in etlichen Gesellschaften als verpönt galt.

Heute kein Thema mehr. Allerdings: Auch dadurch ist es für die etablierten abendländischen Nationen schwerer geworden, Medaillen zu gewinnen.

Strukturen für die Nischen: Deutschland hat auch Gutes aus dem Ost-Sport mitgenommen

Strukturen für die Nischen: Deutschland hat aus dem Ost-Sport auch Gutes übernommen. Die FES etwa, das Institut für die Forschung und Entwicklung von Sportgeräten in Berlin etwa. Dort werden Bahnräder und Bobs gebaut, Schlittschuhkufen und Kanupaddel – staatlich finanziert und eine weltweite Einmaligkeit, die hilft, in Sportarten, in denen es aufs Material ankommt, an der Spitze zu bleiben.

Die Nischen werden auch durch Olympiastützpunkte am Leben gehalten. Von Kanuslalom in Augsburg über Bahnrad in Erfurt bis Rudern in Dortmund, Reiten in Warendorf und Schwimmen in Magdeburg – vieles funktioniert auch.

Deutsche Olympioniken verdienen viel zu wenig

Finanzielle Situation: Olympia-Sportler müssen mit im Schnitt 1800 Euro pro Monat auskommen. Eine Stelle bei der Bundeswehr, der Polizei oder dem Grenzschutz zu bekommen, sichert manche für einige Jahre ab. Doch trotz redlicher Bemühungen dieser Institutionen und der zu Olympia 1972 eingeführten Deutschen Sporthilfe – für die meisten geht es darum, sich eine Leistungssportkarriere überhaupt leisten zu können.

Keine internationalen Trainingsgruppen: Deutschland hat gute Trainer, auch in der oft kritisierten Leichtathletik, die viele Talente an die Colleges in den USA verliert, wo sie sich in internationalem Ambiente steigern. Wer in Deutschland einen Bundestrainervertrag hat und aus öffentlichen Mitteln bezahlt wird, darf keine ausländischen Sportler betreuen. Das ist die Lage 2024. GÜNTER KLEIN

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