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Der Yen fällt auf 37-Jahres-Tief: das macht Urlaub und in viel Japan billiger – doch für Deutschland ist der Absturz eine Warnung

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Der Yen fällt auf 37-Jahres-Tief: das macht Urlaub und in viel Japan billiger – doch für Deutschland ist der Absturz eine Warnung

Die Bank of Japan habe sich die Stützung des Yen in den vergangenen beiden Jahren rund 120 Milliarden US-Dollar kosten lassen, errechnete der Economist. Mehr als die Hälfte davon habe sie zwischen April und Mai 2024 ausgegeben. Die Chancen mit solchen Eingriffen die Marktkräfte zu besiegen, sind erfahrungsgemäß gering. Denn dafür gibt es tiefere Gründe.

Die Gründe für den Absturz des japanischen Yen

Als wichtigster Grund für den Verfall des Yen gelten die unterschiedlich hohen Zinsen. Während US-Fed und EZB die Zinsen seit 2022 im Kampf gegen die Inflation um vier bis fünf Prozentpunkte erhöhten, blieb die Bank of Japan lange strikt bei ihrer Negativzinspolitik. Erst im März erhöhte sie die Zinsen zum ersten und einzigen Mal seit 17 Jahren leicht.

Die Zinsdifferenz ist also gewachsen. Das macht Geldanlagen in Dollar oder Euro attraktiver als in Yen. Allerding schrumpfte der Zinsabstand zwischen US-amerikanischen und japanischen Staatsanleihen seit Oktober um mehr als einen Prozentpunkt. Gleichzeitig fiel der Yen aber weiter gegen den Dollar. Woran liegt das?

Einen Grund sehen Ökonomen darin, dass sich japanische Unternehmen konsequent – und erfolgreich – auf Gewinn getrimmt haben. Weil Japans Wirtschaft seit langem stagniert, investieren sie vor allem im Ausland. Die Direktinvestitionen japanischer Firmen im Ausland überstiegen jene ausländischer Firmen in Japan zuletzt um 178 Milliarden Dollar. 2010 seien es noch zehn Milliarden gewesen, so der Economist.

Jüngst entschied der weltgrößte Chiphersteller TSMC aus Taiwan zwar, einer neue Chipfabrik in Japan zu bauen. Doch solche Investitionen sind eher die Ausnahme. Japan gilt nicht als weltoffenes Land. Seine Kultur ist eher verschlossen. Die Gesellschaft altert im weltweiten Rekordtempo. Die Erwerbsbevölkerung schrumpft. Zuwanderer sind in Japan wenig willkommen.

Japans globale Unternehmen stellen sich darauf ein: Gewinne, die sie im Ausland erzielen, investieren japanische Unternehmen eher dort, als sie zurück nach Japan zu transferieren – also in Yen zu tauschen.

Daher passt es auch zusammen, dass die japanische Wirtschaft stagniert und der Yen verfällt, der Aktienmarkt in Tokio aber von Rekord zu Rekord steigt. Die dort gelisteten japanischen Unternehmen verdienen gut. Aber eben nicht in Japan – und nicht in Yen.

Kommen Euch all diese Gründe vielleicht bekannt vor? Sie spielen auch in Deutschland eine große Rolle. Wir kommen darauf zurück. Schauen wir vorher aber auf wichtige Folgen des schwachen Yen.

Reisen nach Japan und Einkaufen wird billiger

Die Abwertung des Yen macht Japan für Reisende aus dem Ausland und für Einkaufstouristen attraktiv. Schon vor den jüngsten Tiefständen. Im Mai kamen im dritten Monat in Folge mehr als drei Millionen Gäste nach Japan. Dies waren laut Japan Tourismus-Organisation JNTO 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der Gäste aus Deutschland stieg um 50 Prozent auf mehr als 32.000 in einem Monat.

Besonders hoch sind die Zuwächse aus Südkorea und China. Aus asiatischen Ländern kommen viele Besucher zum Einkaufen nach Japan. Für sie sind dort vor allem hochwertige Produkte aus anderen Ländern günstig. „Auch Kunden aus Europa kaufen immer häufiger Waren von Marken aus ihren eigenen Ländern“, sagte Yoshio Murata, der Präsident der Kaufhauskette Takashimaya Co. Für Japaner werden viele Waren teurer. Touristen erscheinen sie oft als Schnäppchen. So ist ein iPhone in Japan aktuell in Euro gerechnet rund zehn Prozent günstiger als in Deutschland. Billiger gibt es das nur in China.

Im ersten Quartal 2024 nahm nicht nur die Zahl der ausländischen Touristen zu. Sie gaben im Mittel auch rund 12 Prozent mehr Geld in Japan aus.

Haushalte und Japans Wirtschaft leidet unter der Yen-Schwäche

Die Kehrseite der Medaille: Der schwache Yen macht Importe teurer. Nicht nur Preise für ausländische Konsumgüter sind für Japaner gestiegen. Auch Energie ist teurer geworden. Der Konsum schwächelt.

Erst Ende der Woche senkte Japans Regierung die Wachstumsprognose für dieses Jahr aus diesem Grund. Die Regierung rechnet im laufenden Haushaltsjahr, das im März 2025 endet, nur noch mit 0,9 Prozent Wachstum, statt bisher mit 1,3 Prozent. Auch der Internationale Währungsfonds nahm die Wachstumprognose für Japan um 0,2 Prozentpunkte zurück.

„Wir können die Auswirkungen des schwachen Yen und der steigenden Preise auf die Kaufkraft der Haushalte nicht übersehen“, sagten Mitglieder des Rates der Regierung zur neuen Wachstumsprognose.

Mit Spannung wird nun die nächste Sitzung der Bank of Japan erwartet. Sie findet am 30. und 31. Juli exakt parallel zur nächsten Zinssitzung der US-Fed statt. Mit einer Zinsenkung der Fed ist dann noch nicht zu rechnen. Wollte die Bank of Japan die Zinsdifferenz abbauen, müsste sie die Zinsen erhöhen. Sie steckt in der Zwickmühle.

Deutlich wird die Last des schwachen Yen für Japans Verbraucher auch, wenn man die reale effektive Kaufkraft des Yen und des US-Dollar vergleicht. Setzt man das Jahr 2020 gleich 100, so betrug sie für den Yen im April nur noch 70 – der schlechteste Wert des Yen seit Beginn der Aufzeichnungen 1970.

Achtung Deutschland: Japans Probleme haben wir auch

Der Absturz des Yen mag für Japan-Reisende positiv sein. Insgesamt ist er für Deutschland auch eine Warnung. Denn alle Gründe für die Schwäche des Yen lassen sich mehr oder weniger auf Deutschland übertragen. Ein anhaltend schwaches Wachstum, eine alternde Gesellschaft mit einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung, keine ausreichende Öffnung für Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, Kapitalabflüsse ins Ausland, geringe Direktinvestitionen im Inland – und erfolgreiche, global ausgerichtete Unternehmen, die einen wachsenden Anteil ihrer Gewinne nicht nur im Ausland erzielen, sondern auch dort investieren.

Schon jetzt betrifft der schwache Yen deutsche Unternehmen auch ganz direkt. Bei einer Umfrage der Deutschen Außenhandelskammer in Japan gaben 82 Prozent der deutschen Firmen mit Japan-Geschäft an, unter dem Verfall des Yen zu leiden.

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