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Das sind die 50 wichtigsten Deutschen in der Mode

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Das sind die 50 wichtigsten Deutschen in der Mode



Illustrationen: Uli Knörzer


1 I CHEMENA KAMALI (-) Designerin CHLOÉ

Vielleicht war es ihr Lauf oder besser gesagt Sprung über den Laufsteg, der einem sofort prophezeite: Hier ist etwas im Aufbruch. Denn Chemena Kamali winkte nach ihrem brillanten Debüt bei Chloé nicht etwa einmal kurz aus dem Hintergrund in die Kameras; nein, sie hüpfte mit wehender Mähne, schlackernder Jeans und strahlendem Gesicht einmal nach vorne, nahm unterwegs ihren Sohn auf den Arm, schwang ihn zurück auf den Schoß des Vaters und lief unter frenetischem Applaus zurück. So viele echte Emotionen, so viel weibliche Energie war man im Prêt-à-Porter, in der die letzten Topjobs allesamt an Männer verteilt wurden, nicht mehr gewohnt. Und die deutsche Designerin, 1981 geboren und in Dortmund aufgewachsen, sorgte nicht nur mit ihrem Auftritt, sondern auch mit ihrer Kollektion für eine Wiederbelebung. Wallende Rüschenkleider in lederne Overknee-Stiefel gesteckt, goldene Statement-Ketten über Rollkragen-Pullover, die Rückkehr der Keilabsatz-Sandale? Es scheint, als hätte man in der Mode nur auf das Boho-Chic-Revival gewartet. Dass so viel frischen Wind eine deutsche Spitze in ein Pariser Luxushaus bringt, das hat es seit Karl Lagerfeld nicht mehr gegeben.




Foto: Evan Agostini/Invision/AP










2 I MICHAEL KLIGER (3) CEO MYTHERESA

Es sind ja eher schlechte Zeiten im Onlinegeschäft mit Mode. Farfetch strauchelt, Matchesfashion pleite, Net-A-Porter macht Verluste. Kein Wunder, dass „Vogue Business“ Michael Kliger gerade zum „Last Man Standing“ gekürt hat. Mit ruhiger Hand führt er den Münchner Luxus-Online-Händler Mytheresa seit 2015 – und ist auf einmal der einzige Player mit schwarzen Zahlen. Wie er das geschafft hat? Wir tippen auf deutsche Effizienz, Adleraugen im Einkauf und schnell angelegte Collaborations mit angesagten Marken.




Foto: Jens Gyarmaty






3 I JUERGEN TELLER (4) Fotograf

Das Plakatmotiv zu seiner Ausstellung im Grand Palais Éphémère sagte schon alles. Dort war Juergen Teller halbnackt zu sehen: Er sah aus wie eine männliche Venus, in bunter Sport-Shorts mit Luftballons in der Hand, auf nassem Straßenbelag liegend. Der Sechzigjährige fotografiert sich mit der Ehrlichkeit, mit der er auch Victoria Beckham in einer Einkaufstüte sitzend oder ein ausgestopftes Wildschwein aufgenommen hat. Wahrscheinlich ist Teller deswegen einer der Modefotografen unserer Zeit. Dafür hagelt es nur so Kampagnen-Aufträge von Loewe, Saint Laurent und Marc Jacobs.




Foto: Picture Alliance






4 I Maximilian Bittner (-) CEO VESTIAIRE COLLECTIVE

Mit ihm soll das Geschäft 2024 bei Vestiaire profitabel werden. Dafür zog Bittner jetzt sogar samt Familie in die Vereinigten Staaten, dort boomt das Luxus-Resale-Business am meisten. Der Münchner, seit 2019 CEO bei der französischen Secondhand-Plattform, hat im vergangenen Jahr 25 Prozent Wachstum geschafft. Und noch etwas ist ihm gelungen: mit einer groß angelegten Kampagne endlich einmal vorzurechnen, dass hochwertige Secondhand-Modeartikel rund 33 Prozent geringere „Kosten pro Tragen“ im Vergleich zu Fast Fashion haben. So geht gutes Marketing.




Foto: Bloomberg






5 I Axel Keller (1) Präsident DRIES VAN NOTEN

Es lief doch gerade erst so gut für Axel Keller. DVN Beauty erfolgreich eingeführt, den ersten Accessoires- und Make-up-Store in Paris eröffnet und dann das: Dries Van Noten hört auf. Und plötzlich hat der Mann den momentan wohl schwierigsten Job der Branche: einen Designer vom Kaliber eines Dries Van Noten zu finden. Jemanden, der so instinktiv wie detailversessen ist, der wenig Drama, aber viel Begeisterung mitbringt. Nicht die leichteste Aufgabe. Er will sich Zeit lassen dafür. Gut so.




6 I HEJI SHIN (9) Fotografin

Ihr wohl bisher größter Erfolg: Einzelausstellung in der Galerie 52 von David Zwirner im vergangenen Sommer mit – Achtung! – superguten Porträts von Schweinen. Die ehemalige Berlinerin ist endgültig in der Kunstwelt in New York angekommen. Sie steht selbst vor der Kamera, wird vom „Interview Magazine“ abgelichtet und gibt Interviews für „Artnet“. Mit der Gucci-Loafers-Kampagne mit Schauspieler Paul Mescal hat sie gerade wieder einen Coup gelandet. Läuft!




7 I JULIA LANGE (31) Casting Director

Dieses Casting-Briefing hätten wir gerne gelesen. Als die Designerin Phoebe Philo nach fünf Jahren ihr lang ersehntes Mode-Comeback feierte, vertraute sie dem „Female Gaze“ der Frankfurterin Julia Lange. Emotional, intelligent, ein bisschen komplex, gleichzeitig geradlinig – so wie der Look von Philo wirkten die Gesichter in der Kampagne. Außerdem zeigte Lange mit ihrer Auswahl gleich mal eine neue Altersdiversität in der Modewelt. So sieht gutes Casting aus. Dafür geht es bei uns glatt 24 Plätze nach oben!




8 I PENELOPE TERNES (-) Model

Ihren ersten Job hatte die Hessin bei der Max-Mara-Schau im Neuen Museum in Berlin. Seitdem geht es für das deutsche Model mit dem zarten Renaissance-Gesicht und rotblonden Haaren steil bergauf. Bottega Veneta, Prada und aktuell als Vamp, behängt mit goldenen Ohrringen und knallroten Lippen, in der Saint-Laurent-Kampagne. Auch diesen neuen Look meistert Ternes bravourös. Für so viel Wandlungsfähigkeit geht es als Neueinstieg gleich auf Platz acht.




9 I JIL SANDER (19) Designerin

Berühmte Menschen schreiben ja aus allen möglichen Gründen Bücher. Meist wollen sie sich ein Denkmal setzen oder ihre eigene Seite der Geschichte erzählen. Jil Sander hat in ihrem im Herbst erscheinenden Buch endlich die Gelegenheit, mit dem von ihr gehassten Beinamen „Queen of Less“ aufzuräumen. „Jil Sander by Jil Sander“, das stellt der Buchtitel dann auch gleich einmal klar. Angeblich soll „selber machen“ ja schon immer eines ihrer Lieblingswörter gewesen sein. Mit dem Team aus Autorin Ingeborg Harms und Gestalterin Irma Bloom wird sicherlich auch dieses Werk der deutschen Über-Designerin ein Bestseller werden.




Foto: Helmut Fricke






10 I DANIEL DEL CORE (44) Designer DEL CORE

Daniel del . . . who? Hätte man wahrscheinlich vor ein paar Jahren noch auf der Oscar-Verleihung gefragt. Und zack, diesen März trug „Dune“-Schauspielerin Florence Pugh auf einmal ein Kleid des Schwaben auf dem roten Teppich und stach damit sogar Kollegin und Mode-Liebling Zendaya in Sachen Oscar-Outfit aus. Das muss man als Jungdesigner (34 Jahre) erst einmal schaffen. Ein paar Tage später eröffnete der Deutsch-Italiener noch einen 700-Quadratmeter Store samt VIP-Atelier in futuristischer Sci-Fi-Ästhetik an der Madison Avenue. Hier will jemand den amerikanischen Markt erobern – und es gelingt.




Foto: AP






11 I MELITTA BAUMEISTER (-) Designerin MELITTA BAUMEISTER

Ein Glück, dass diese Deutsche ausgerechnet aus einem Dorf im Schwarzwald stammt – den „Black Forest“ immerhin kennen sie in ihrer Wahlheimat New York. Baumeister machte an der Parsons School of Design ihren Abschluss und gründete 2013 ihr eigenes Label. Zu ihren Markenzeichen gehören zeltgroße Schnitte, das Spiel mit Proportionen und Materialexperimente. Eine kleine Auswahl davon wird sogar bei Dover Street Market verkauft. Im vergangenen Jahr gab’s den „Fashion Fund Award“ vom CFDA dazu. Und den gewinnen deutsche Designer auch nicht alle Tage.




12 I ANDREAS MURKUDIS (24) Gründer ANDREAS MURKUDIS STORE

Immer noch Berlins, ach was, Deutschlands bester Concept Store. Murkudis selbst sagt, er sei jeden Morgen wieder überrascht von der Schönheit des Raums bei ihm an der Potsdamer Straße. Was sollen erst seine Kunden sagen, die aus aller Welt anreisen in diese ehemalige Druckerei? Das Irre: Murkudis macht seit mehr als 20 Jahren sein Ding, wird aber nicht müde dabei und erst recht nicht langweilig. Seine Dries-Van-Noten- und Jil-Sander-Pop-ups waren zuletzt wieder „State of the Art“. Wer interessante Marken in Deutschland promoten will, geht zu ihm.




Foto: Picture Alliance






13 I OLIVER REICHERT (6) CEO BIRKENSTOCK

Keine Glückssträhne hält ewig. Der Birkenstock-Börsengang in New York sollte vergangenen Oktober die Krönung des Überfliegers Reichert werden. Am Ende legten die Korksohlen leider einen verkorksten Start hin. Umgänglicher ist der Chef seitdem nicht geworden. Immerhin kaufen die Nicht-Aktionäre da draußen weiter massenhaft die Sandalen.




Foto: dpa






14 I LEON DAME (8) Model

Dass dieser Berliner „laufen“ und moven kann, weiß die ganze Welt, seit Leon Dame regelmäßig von John Galliano für seine Maison-Margiela-Shows gebucht wird. Wie er das noch toppen konnte? Indem er bei der Margiela-Artisanal-Show ein Korsett und sonst nichts obenrum trug und damit zeigte, dass man auch einem Mann ordentlich die Taille einschnüren kann. Atmungspassive Gerechtigkeit.




15 I DANIEL GRIEDER (13) CEO HUGO BOSS AG

Marketingmäßig macht der Mann einfach viel richtig. Jetzt sponsert Boss auch noch Padel-Turniere (der weltweit am schnellsten wachsende Sport) und natürlich die V&A-Ausstellung der Markenbotschafterin Naomi Campbell. Im ersten Quartal stiegen die Umsätze um fünf Prozent, was im Krisenjahr 2024 einigermaßen beachtlich ist. Und jetzt auch noch eine Kooperation mit David Beckham!




Foto: Michael Schulz






16 I HEIKO DESENS (14) Global Creative Director PUMA GROUP

„Forever Faster“ heißt die erste große Brand-Kampagne von Puma seit zehn Jahren, die Heiko Desens‘ Kreationen endlich die nötige Aufmerksamkeit bescheren soll. Der Slogan immerhin passt. Beim Tempo in Herzogenaurach hat Desens zuletzt ordentlich auf die Tube gedrückt: weitere Kollektionen mit Rihanna; dann wurde gleich noch ihr Lebensgefährte Asap Rocky als Creative Director für die Formel 1 verpflichtet; erste große Schau bei der New York Fashion Week im Februar, um den Mostro Sneaker zu promoten; Kooperation mit Ottolinger; neue Clubwear mit Palomo Spain – die Presseabteilung bei Puma hat gerade gut zu tun. Der Zeitpunkt scheint günstig: Nike schwächelt, Adidas hat zwar gerade ein riesiges Momentum, aber die Sambas kann man schon jetzt nicht mehr sehen. Das nächste große Ding könnte Puma gehören.




17 I DAVID FISCHER (5) Gründer und CEO HIGHSNOBIETY

Am Ende wollen alle noch-sodigitalen Ventures etwas Physisches zum Anfassen machen. Also hat David Fischers Vorzeige-Plattform Highsnobiety dieses Jahr einen riesigen Flagship-Store in Berlin Unter den Linden eröffnet. Ist natürlich nicht nur ein Shop, sondern soll – multi-channel wie das Kommunikationsimperium – auch Ort für verschiedene Events und Begegnungen sein.




18 I ANNA EWERS (2) Model

Wollte sie sich nicht mit 30 zur Ruhe setzen? Zumindest kürzertreten? Tatsächlich ist es etwas ruhiger geworden um das jetzt 31 Jahre alte Model aus Freiburg. Aber eine Alaïa-Kampagne, eine Hommage an den eigenen Mythos in der italienischen „Vogue“ oder die Ralph-Lauren-Schau eröffnen – solche Anfragen nimmt sie natürlich noch mit. Anna forewers.




Foto: Picture Alliance






19 I LEONIE HANNE (11) Influencerin

Am Set gilt sie als ultra-professionell, ohne Allüren. Und: Sie verkauft. Was sie trägt und postet, wollen ihre 4,7 Millionen Follower danach massenhaft haben. Das Datenanalyse-Unternehmen Launchmetrics listete sie zuletzt als wichtigste „Influencer Voice“ auf, die mit ihren Placements während einer Paris Fashion Week 1,7 Millionen Dollar generierte. Allerdings: Mit 35 müsste wahrscheinlich allmählich eine Brand-Extension- oder Exit-Strategie her.




Foto: AFP






20 I JONAS GLÖER (15) Model

Jonas Glöer ist gut im Geschäft, und das seit einem Jahrzehnt – in Model-Jahren kommt das einer ganzen Laufbahn gleich. Zugleich bleibt er maximal flexibel: kann wie zuletzt in der Kampagne von Loro Piana Kaschmir verkaufen, wird aber auch für Isabel Marants großartiges Laufsteg-Casting berücksichtigt. Dieser Mann kommt in Zara-Lookbooks und Jacquemus-Schauen vor. Beides trägt. Und er kann es tragen.




21 I NIC KAUFMANN, JACOB ROTT, NILS KUESEL (12) Influencer

Diese drei Männer sind jeder für sich schon so große Modeberühmtheiten, dass man sie nicht in einem Atemzug nennen müsste. Sie machen Werbung für Ralph Lauren, geben Omega einen modernen Anstrich, sammeln auf Instagram Anzeigen-Posts von Etro, Brunello Cucinelli, Karl Lagerfeld und MCM ein, wie ihre Kolleginnen in dieser Branche. Besonders Jacob Rott hat auf seinem Weg zum Star, als Mitglied der Elevator Boys, die Bedeutung der Boygroup verinnerlicht und tut sich jetzt eben auch mit anderen Männern zusammen. Darauf setzen auch Influencerinnen, die ihre Mütter, Söhne und Freunde einmal mit ins Bild rücken. Kaufmann, Rott und Kuesel arbeiten systematisch daran. Auch so haben sie immer etwas Neues auf Tiktok zu erzählen.










22 I LUISA DAMES (17) Co-Founder und Creative Director AEYDE

Instagram-Marken mit mittelfairen Preisen und Trendschuhen im Sortiment gibt es viele. Einige verschwinden schnell wieder vom Markt, andere verschicken bestellte Produkte gar nicht erst. Luisa Dames hingegen delivered im schönsten Wortsinn mit Aeyde. Ihre Marke wird immer größer und immer besser, das wissen Kundinnen, Fachpresse und Einkäufer. Den Trend zur Neuauflage der Ballerinas hat sie mitgeprägt, und ihre Schuhe kommen an.




23 I JOERG UND MARIA KOCH (-) Editor-in-Chief und Creative Director 032c

Die Mail nach der Schau im Januar mit einem Clipping von „Stylenotcom“, in dem es darum ging, wer alles bei der Schau von „032c“ dabei gewesen ist, grenzte schon an Peinlichkeit. Aber immerhin schob Joerg Koch keine Pressestelle vor, sondern verschickte die Rundmail mit dem Hinweis zur ersten erfolgreichen Schau in Paris an alle vom eigenen Postfach aus. Vielleicht hat er damit auch einfach den Post-Show-Release neu gedacht, der in seiner nichtssagenden Form in Zeiten von Instagram ohnehin wenig Wirkung erzielt. Mit seinem Gefühl für Markenbildung hat es das Paar hinter „032c“ immerhin auf den offiziellen Schauen-Kalender in Paris geschafft und ist auch damit ein Vorbild für sämtliche Medienhäuser, die ihr Kerngeschäft Richtung Lifestyle erweitern wollen, aber bei Messenger-Bags und Porzellan-Bechern hängenbleiben. Ein schönes Beispiel für das, was in Berlin entsteht, wenn Pioniergeist, Stilempfinden und Vermarktungstalent zusammenkommen, sind Joerg und Maria Koch ohnehin. Sie zeigen auch, wohin es gehen kann: auf diesen Laufsteg nach Paris zum Beispiel. Oder nach Seoul, wo „032c“ gerade seinen zweiten Laden eröffnet hat.




Foto: Maria Ziegelboeck






24 I ALEXANDER WERZ (21) CEO und Partner KARLA OTTO

Egal, ob man in Cannes in einen Aufzug steigt, in Mailand an einem Palazzo zur Modenschau ankommt oder in Paris bei einer Shop-Eröffnung rumsteht: Man wird unweigerlich Alexander Werz begegnen. Der Karla-Otto-Mann hält legendäre Marken im Gespräch und ist über seine Rolle selbst zur Institution in der Mode geworden. Wohin das noch führen kann? Für Alexander Werz hieß die Antwort: Beauty. Er ist jetzt auch im Namen der Skincare-Marke AWvi unterwegs, und zwar in eigener Sache.




Foto: Picture Alliance






25 I MUMI HAIATI (16) Gründer REFERENCE STUDIOS

Was für ein Werdegang: Mumi Haiati verstand sich als Einzelkämpfer unabhängiger Designer in Berlin, bevor er dort alles mit allem verknüpfte und heute mit Reference Studios zu den PR-Profis der Modeszene gehört. Das alte System mag er noch kennengelernt haben, verinnerlicht hat er es nie. Also bricht er Tischordnungen und Gästelisten auf, sortiert weniger nach Rang und mehr nach Coolness – und feiert mit.




Foto: Jonas Lindstroem






26 I MARIE-CHRISTINE STATZ (22) Designerin GAUCHERE

Möglich, dass Marie-Christine Statz die deutscheste Designerin in Paris ist – und das ist natürlich als Kompliment gemeint. Wie sie in ihrer Arbeit für Gauchere Wert auf Materialien und Schnitte legt, wie sich daraus ein Frauenbild ergibt, das sich nicht in Extra-Accessoires und Schmucklinien verliert – das ist bemerkenswert. Und wie sie das alles seit mehr als zehn Jahren an der Rue de Rivoli in Paris stemmt, das ist geradezu irre.




Foto: Philipp von Ditfurth






27 I HEIKO KEINATH (-) Art Director

Lucie und Luke Meier haben Jil Sander innerhalb von sieben Jahren auf ein modernes, solides Fundament gestellt. Aber dass es auch so wahrgenommen wird, liegt zu einem nicht unerheblichen Teil an Heiko Keinath, der ebenso lange mit seinem „Buero“ als Art Director die Kampagnen der Marke verantwortet. Wie erfolgreich er damit ist, sieht man letztlich an Marken, für die Keinath ebenfalls regelmäßig arbeitet – wie Sportmax, die sich gerne dort verorten würden, wo Jil Sander gerade ist. Und an Marken wie Meta Campania Collective, die wo ganz anders sind. Auch das kann Keinath.




28 I JOHANNES BOEHL CRONAU (-) Gründer IOANNES

Ioannes, in Paris gegründet, wo der Designer Johannes Boehl Cronau zuvor studierte, ist in der Pandemie nach Berlin gezogen und hat seinen Radius damit nicht etwa verkleinert. Seine Mode hat es in der Post-MeToo-Ära in sich. Entsprechend viel davon verkauft er Richtung Los Angeles, zum Beispiel an Kylie Jenner und Rihanna, die den Hype um die Teile des 1989 in Frankenberg geborenen Designers nur befeuern.




29 I GERHARD STEIDL (25) Verleger

Aufhören? Er hat in dieser Hinsicht von den Besten gelernt, von Günter Grass und Karl Lagerfeld, mit denen er lange zusammarbeitete. Daher macht Gerhard Steidl mit seinen 73 Jahren, die man ihm wahrlich nicht ansieht, immer weiter. Dieser Mann hat sich in den Dienst des Drucks gestellt, auch des Modedrucks, und sein Auftrag wird in digitalen Zeiten nur noch wichtiger. Pressemitteilungen werden in der Regel bei den Modenschauen gar nicht mehr in Papierform ausgehändigt. Auch die Tradition der aufwendig kalligraphierten Einladungskarten bröckelt allmählich. Aber eben nicht bei Chanel und Fendi, die mit Steidl zusammenarbeiten. In diesen Tagen erscheint die Lagerfeld-Biografie „Paradise Now“ von William Middleton auf Deutsch, auch bei Steidl.




Foto: dpa






30 I EVA GÖDEL (-) Gründerin TOMORROW IS ANOTHER DAY

Hatten wir sie im vergangenen Jahr übersehen? Kann eigentlich nicht sein. Jedenfalls: Shame on us! Denn Eva Gödel wirbelt mit ihrer Agentur Tomorrow is Another Day seit 2010 den Markt der Modelagenturen durcheinander. Schon allein ihre Entscheidung, nur Männermodels zu vertreten, ist revolutionär: Dadurch verzichtet sie auf Geld, das sie mit Frauen verdienen könnte, und schärft ihr Profil in der Männermode. Auf ihren Blick fürs Besondere vertrauen die coolsten Marken, von Prada bis Balenciaga. Das alles ist wichtig in einer volatilen Branche – tomorrow ist eben ein neuer Tag.




31 I LUTZ HUELLE (30) Designer

Was könnte man über ihn alles sagen! Wäre aber alles überflüssig, am besten sagt er es noch immer selbst. Denn Lutz Huelle ist nicht nur ein toller Modemacher, der leichte und feste Stoffe einzigartig kombiniert, dessen Mode avantgardistisch und trotzdem tragbar ist – und der als einer der ganz wenigen Deutschen in Paris und international Erfolg hat. Er ist auch ein wunderbarer Kommunikator, der mit einem Lächeln sich selbst und die Mode erklärt. Wir könnten ewig zuhören. Und zuschauen!




Foto: AFP






32 I MIRKO BORSCHE (18) Grafikdesigner BUREAU BORSCHE

Vielleicht ist es einfach so: Grafiker interessieren sich für alles. Daher hat Mirko Borsche vom „SZ-Magazin“ über das Inter-Mailand-Wappen bis zur Bayerischen Staatsoper schon allerhand Institutionen visuell vorangebracht. In einer Kolumne fürs „Zeit-Magazin“ war er ein universeller Wanderführer durch die Warenwelt. Was kann dieser Mann eigentlich nicht? Könnte er womöglich sogar neue Trikots für die Fußball-Nationalmannschaft entwerfen?




Foto: Picture Alliance




33 I KRISTINA NAGELl (-) Künstlerin

Noch eine Frankfurterin! Neben Casting-Agentin Julia Lange stammt auch die Fotografin, Künstlerin und Kuratorin Kristina Nagel aus der sehr heimlichen deutschen Modestadt. Die verwischten Gesichter auf ihren Fotos, die farblosen Hintergründe, die rätselhaften Perspektiven sind eine überfällige künstlerische Erweiterung der oft so banalen Modefotografie. Noch wird sie eher für Independent-Hefte wie das „Double Magazine“ gebucht. Aber der Mainstream braucht auch einmal wieder frischen Input!




34 I ROBERT GENTZ, DAVID SCHNEIDER & LENA SOPHIE RÖPER (27) ZALANDO

Die beiden Zalando-Gründer und ihre Leiterin für „Designer & Luxury“ wollen qualitativ weiter nach oben. Wie so viele richtige Kaufhäuser ihr Luxusprogramm ausgebaut haben, so will auch der Berliner Online-Händler die oberen Etagen bedienen. Da gibt es nicht mehr nur Esprit-Blusen und Calvin-Höschen, sondern auch Clogs von Eckhaus Latta oder Zipper-Kleider von GmbH. Technisch sind sie ohnehin avanciert – zum Beispiel kann man mit „In-Stream-Shopping“ die Klamotten von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ gleich bestellen, wenn man sie gesehen hat. Auch quantitativ soll es nach oben gehen.




Foto: Daniel Hofer






35 I DOGUKAN NESANIR (-) Stylist

Zum Muttertag postete er seine Mutter in den Storys. Wie jung sie aussieht! Das heißt: Auch Dogukan Nesanir, also Dogi, wie ihn alle nennen, muss noch ziemlich jung sein. Und doch ist der Junge schon weit gekommen. Als Stylist hat er für Magazine wie „V“, „Dazed“, „Another“ und das „T Magazine“ gearbeitet. Aber was heißt „gearbeitet“? Dogi, der einen wunderbaren Blick hat und einen frischen Approach, lässt seine Phantasie spielen. Phantastisch!




36 I ISABELLE KOUNTOURE (23) Style Director HTSI

Der Ruf der „Financial Times“ ist weit größer als die Auflage der lachsfarbenen Wirtschaftszeitung (deren deutscher Ableger „FTD“ vor fast zwölf Jahren eingegangen ist). Viele kaufen sie sich nur am Wochenende, weil sie auf die Beilage „How To Spend It“ hoffen, die inzwischen heißt wie ein Computerprogramm: „HTSI“. Isabelle Kountoure ist als Style Director die rechte Hand von Jo Ellison und verantwortet viele Modestrecken. Seit fünf Jahren modernisieren sie die Beilage. It shows!




37 I WILLIAM FAN (-) Gründer WILLIAM FAN

Es gibt wenige Designer, die den Aufschwung der Berliner Mode in den Zehnerjahren überlebt haben. William Fan, der nächstes Jahr Zehnjähriges feiert, hat bei der Modewoche im Februar wieder einen erinnerungswürdigen Auftritt gehabt, mit entspannter Mode, die cool aussieht und sich trotzdem auch im Pop-up auf Sylt verkaufen lässt. Überhaupt weiß er sich zu verkaufen: Nach legendären Schauen in einem Asia-Restaurant und auf dem Fernsehturm ging es nun ins Olympiastadion, in den Aufwärmraum.




Foto: dpa






38 I CHRISTIANE ARP (29) Vorstandsvorsitzende FASHION COUNCIL GERMANY

Die Berliner Modewoche ist wieder da, auch wenn sie nicht mehr so auftrumpft wie früher. Das ist zu großen Teilen ihre Leistung. Christiane Arp hätte sich nach ihren glorreichen Zeiten bei der deutschen „Vogue“ auch mit Beraterjobs für Modemarken begnügen oder im heimischen Garten in Norddeutschland sitzen und zurückblicken können. (Wir ertappen uns doch wirklich manchmal dabei, in ihren alten Heften zu blättern, zum Beispiel in den drei Mega-Ausgaben von 2009 zum Dreißigjährigen der deutschen „Vogue“, mit Karl Lagerfeld, Peter Lindbergh und Bruce Weber.) Aber sie bleibt bei ihrem Lebensthema: Wie einst in ihren 17 Jahren als Chefredakteurin, so fördert sie nun auch als Präsidentin des Fashion Council Germany die jungen Talente. An ihr geht in der deutschen Mode kein Weg vorbei.




Foto: dpa






39 I KERSTIN WENG (33) Head of Editorial Content VOGUE GERMANY

Sie hat es zu Beginn nicht leicht gehabt als Chefin der deutschen „Vogue“. Kerstin Weng war nicht einmal 40 Jahre alt, als sie 2021 berufen wurde. Und Head of Editorial Content – das klingt wie eine Billigversion von Chefredakteurin. Wie sollte sie da selbständig bleiben bei der Anna-Wintour-Übermacht? Immerhin: Weng, die schon die „Cosmo“ und die „InStyle“ leitete, setzt in der deutschen Ausgabe eigene Akzente. Wenn sie es schaffen würde, keine überretuschierte und trotzdem blutleere Kate Moss auf den Titel zu setzen, sondern mehr echte deutsche Stars – dann wären wir endgültig Fans.




40 I BRENDA HASHTAG (43) Influencerin

Es geht nichts über gelungene Kolumnennamen. Wir erinnern uns gerne an „100 Zeilen Hass“ von Maxim Biller im Magazin „Tempo“ oder eben „Brenda’s Business“, eine Interviewreihe mit wichtigen Modedesignern für das Magazin „032c“. Brenda Weischer kümmert sich besonders um die richtig wichtigen Designer wie Jun Takahashi oder Peter Do. Dieser direkte und äußerst kompetente Zugang zu ansonsten interviewscheuen Modemenschen sucht seinesgleichen im deutschen Modejournalismus und macht die oft in New York verkehrende selbsternannte Fashion-Archivarin zu einer der interessantesten Modefrauen im Lande.




41 I NAN LI UND EMILIA PFOHL (-) Gründer NAMILIA

Die Februar-Ausgabe der Berliner Modewoche war fast so etwas wie ein Durchbruch nach Jahrzehnten des Anlaufs. Etwas mehr lokal gedacht und nicht mit dem Ehrgeiz, die fünfte Modestadt der Welt hinter Mailand, London, New York und Paris zu werden, war es unter anderem die Namilia-Schau, die den Moment bestimmte. Zurückgekehrt aus New York, haben Nan Li und Emilia Pfohl in der Stadt des hedonistischen Nachtlebens eine gute Grundlage gefunden, um ihre Mode zu zeigen, die den Körper zelebriert. Wild ging es zu bei den beiden Schauen mit Titeln wie „In loving memory of my sugar daddy“. Dass ihre Sachen auch noch super auf Bühnen internationaler Popstars aussehen – geschenkt.




42 I YASIN MÜJDECI (-) Gründer VOO STORE

Ein kleiner Hinterhof in Kreuzberg sendet mittlerweile weltweit Signale an das Fashion-Publikum. Fester Stopp von modebegeisterten Berlin-Touristen aus Deutschland oder Übersee, hat der von Yasin Müjdeci seit zwölf Jahren betriebene Laden es geschafft, bei Prada in Mailand oder Loewe in Paris akzeptiert zu werden. Müjdeci kann also die Kollektionen der Besten verkaufen. Gar nicht so einfach, da die großen Marken immer stärker auf den eigenen Vertrieb setzen. Plus, der Laden hat sich schon immer um die Berliner Szene gekümmert und Labels wie Sissi Götze mit hervorgebracht. Aktuell steht der Voo Store besonders hinter der Designermarke Ioannes – siehe Rang 28.




43 I KLAUS RITZENHÖFER, DANIEL RIEDO (34), Gründer, HENNING KORB, Managing Partner APROPOS

Es wird schon lange davon gesprochen, dass der Einzelhandel nur überleben kann, wenn er etwas Besonderes bietet. Die Macher der insgesamt schon acht Apropos-Läden in Deutschland verstehen das. Es geht ihnen um Luxusmomente für ihre Kunden und nicht allein um Produkte. Das hat zu einem beeindruckenden Wachstum der von Klaus Ritzenhöfer geführten GmbH geführt. Nun führen sie sogar zwei kleine Läden am Tegernsee, wo viele wohlhabende Modefans am Wochenende wohnen. Wie Ritzenhöfer es schafft, stets bestens frisiert auch bei jeder Armani-Party zu stehen, ob in Tokio oder in Dubai, das bleibt sein eigenes Rätsel. Und was den persönlichen Stil betrifft, steht ihm Henning Korb nicht nach.







44 I LUIS DOBBELGARTEN (-) Gründer NO/FAITH STUDIOS

Weniger, dafür virale Looks anstelle ausgeklügelter Kollektionen: Luis Dobbelgarten denkt wie ein Modedesigner aus der Jetztzeit, deswegen stellt er auch alles in unisex her. Mit einem Team, das nur aus ihm und zwei Mitstreitern besteht, machte Dobbelgarten den Traum aus seinem Kinderzimmer in der Eifel wahr – und führt nun eine Marke mit immerhin einstelligen Millionen-Umsätzen. Auch Weltstars wie Travis Scott tragen Designs von No/Faith Studios. Und Reference Studios (siehe Platz 25) schafft Aufmerksamkeit.




45 I LUKAS HEERICH (35) DJ

Es läuft weiter richtig gut für den Sound-Designer von Modenschauen. Besonders wichtig: Er arbeitet mit GmbH und Gauchere zusammen. Aber auch internationale Labels buchen ihn – wie die übercoole schwedische Marke Toteme, die in Paris Premiere feierte. Außerdem realisiert seine Firma Comp mittlerweile auch Projekte mit großen Firmen wie L’Oréal oder Influencern wie den Kardashians. Da holt sich Heerich dann auch andere Leute dazu.




46 I BENJAMIN ALEXANDER HUSEBY UND SERHAT ISIK (36) Gründer GMBH

Es ist wahrscheinlich das Modelabel, das Berlin am besten repräsentiert. Das Umfeld von Benjamin Huseby und Serhat Isik ist multikulturell wie die Hauptstadt, die beiden ergänzen sich in ihrer Arbeit, sie haben ein großes Team und bieten super Schnitte für Uniformen des urbanen Lebens, vor allem für die Nacht. Was die beiden Designer auch noch auszeichnet: ihr politisches Bewusstsein, das in die Mode fließt. Bei ihrer Schau im Januar zeigten sie Keffiyehs, den traditionellen Kopfschmuck für Männer im Nahen Osten – aus dem Flüchtlingslager Jerash in Jordanien, wo palästinensische und syrische Flüchtlinge sie sticken.




Foto: EPA




47 I ANNA-CHRISTIN HAAS (49) Co-Founder und Design Director GALVAN LONDON

Es wird immer schwieriger, überhaupt auf den Pariser Schauenkalender zu kommen. Genau das hat Galvan nun geschafft. Es spricht für das Momentum der Marke, dass die Chefdesignerin dort trotz des verwöhnten Publikums mit hollywoodtauglichen Kleidern brillieren konnte. Anna-Christin Haas zeigte auch ihr historisches Bewusstsein für die wiederentdeckten Model-Stars der Neunzigerjahre – und ließ Carmen Kass mitlaufen. In den schimmernden Stoffen und der coolen Inszenierung steckten Anspielungen auf Künstliche Intelligenz und modernen Tanz. Und diese Welten muss man erst einmal zusammenbringen!




Foto: Picture Alliance






48 I RIANNA KOUNOU (45) Co-Founder und Head of Design NINA KNAUDT Co-Founder und Managing Director RIANNA + NINA

Berlin ist nicht nur grau. Aber für Farbe braucht es Phantasie, Mut, die Augen von Rianna und das Vermarktungstalent von Nina. So funktioniert Rianna + Nina schon seit zehn Jahren. Nicht nur in Berlin, sondern auch in Städten, die sich besser mit Farben auskennen – die beiden haben schon eigene Läden in Paris und nun auch in Marbella, next door to Chanel and Bottega. Seit zehn Jahren halten sie durch. Und sie sehen nicht so aus, als ob diese kleine Ewigkeit so schnell enden würde.




Foto: dpa






49 I RENÉ STORCK (48) Gründer RENÉ STORCK

Seit er sich wieder mehr an Paris und weniger an Berlin oder Frankfurt orientiert, hat René Storck an Feinheit und Klarheit gewonnen. Klar, eine Schau in der Frankfurter Börse hat man gerne im Portfolio, aber seine liebevoll inszenierten Showroom-Termine im Marais lassen alle deutschen Redakteure anklopfen. Und seine Doubleface-Kaschmirmäntel und Jacken, im Großraum Frankfurt von Hand genäht, suchen sowieso ihresgleichen.




50 I Sheila Single (-) Director of Content Creation CHANEL

Wie sehr die Avantgarde den Mainstream beeinflusst, das zeigt der Jobwechsel der Schwäbin Sheila Single vom Modemagazin „Purple“ zur Marke Chanel. Als Modechefin des wegweisenden Magazins hat sie großartige und manchmal auch gewagte Modestrecken gestylt, in denen oft genug auch die Anzeigenkunden wie Chanel vorkamen. Dort wurde man auf das Talent der Stylistin aufmerksam, und man hat sie glatt als Creative Director für Modebilder eingestellt.


In Klammern steht jeweils der Rang von 2023.





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