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Auto rast in Weihnachtsmarkt – Mutmasslicher Anschlag in Magdeburg: Das ist bekannt
Ein Auto fährt auf einem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge. Mindestens zwei Menschen sterben und Dutzende werden verletzt. Der Tatverdächtige ist als islamkritischer Aktivist bekannt.
Die Tat:
Ein Auto ist am Freitagabend auf dem Weihnachtsmarkt im ostdeutschen Magdeburg in eine Menschenmenge gefahren. Bei der Tat kamen ein Erwachsener und ein Kleinkind ums Leben. Nach Angaben der Polizei gab es über 60 Verletzte, darunter 15 Schwerstverletzte. Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU) sagte, weitere Tote könnten nicht ausgeschlossen werden: «Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland.»
Der mutmassliche Täter:
Die Motive des festgenommenen Tatverdächtigen für den mutmasslichen Anschlag sind noch unklar. Momentan gehen die Ermittlungsbehörden von einem Einzeltäter aus. Der 50-Jährige aus Saudi-Arabien war am Tatort von Einsatzkräften gestellt und festgenommen worden. In Sachsen-Anhalt soll er zuletzt als Arzt im Fachbereich der Psychotherapie gearbeitet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen sei er den Behörden nicht als Islamist bekannt.
Nach Recherchen von WDR und NDR soll er in der saudischen Exil-Community eine prominente Figur sein und als Ansprechpartner für Asylsuchende, insbesondere Frauen, gegolten haben. Seit 2016 hat er den Asylstatus als politischer Flüchtling. Laut Medienberichten soll sich der mutmassliche Täter in Deutschland zu einem radikalen Islamkritiker entwickelt haben und suchte Gleichgesinnte.
Auf seinem Account bei X sympathisierte er laut Recherchen des Spiegels mit der AfD und träumte von einem gemeinsamen Projekt mit der in Teilen rechtsextremen Partei: einer Akademie für Ex-Muslime. In sozialen Medien und Interviews erhob er zuletzt auch teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen.
Die Reaktionen:
Innenministerin Nancy Faeser teilte mit, sie werde am Samstag gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz nach Magdeburg kommen, «um unser tiefes Mitgefühl auszudrücken und den Einsatzkräften zu danken.» Die Bundesinnenministerin hatte zuletzt wiederholt zu Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen aufgerufen. Bundeskanzler Scholz wendete auf der Plattform X an die Opfer und deren Angehörige.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb ebenfalls auf X, er sei tief schockiert. Frankreich teile die Trauer des deutschen Volkes. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete die Tat als «brutal und feige». Und die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd schrieb auf X, ihre Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Die Schweiz stehe an der Seite Deutschlands.
Auch Saudi-Arabien verurteilte die tödliche Attacke. «Das Königreich bringt seine Solidarität mit dem deutschen Volk und den Familien der Opfer zum Ausdruck», schrieb das Aussenministerium in einer Mitteilung auf X. In der Stellungnahme erwähnte das Land den Verdächtigen, der aus Saudi-Arabien stammt, nicht.
Die Erinnerung an Berlin:
Am 19. Dezember 2016 war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden 12 Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Auch in anderen Städten mit Weihnachtsmärkten ist die Polizei nun besonders achtsam, wie etwa die Behörden in Berlin und Stuttgart mitteilten.