Bussiness
Amazon Deutschland: Große Pläne im wichtigsten Auslandsmarkt
Amazon ist wichtig für Deutschland, und Deutschland ist wichtig für Amazon. Das zeigt die Bilanz, die der Online-Konzern aus den USA jetzt zog.
Seit 2010 habe Amazon in Deutschland 77 Milliarden Euro investiert, 40.000 Arbeitsplätze direkt geschaffen und weitere 110.000 ermöglicht. Jährlich sorge Amazon für über fünf Milliarden Euro Steuereinnahmen.
Amazon stehe damit für 0,2 Prozent des gesamten deutschen Bruttoinlandsproduktes. Und das soll im wichtigsten Markt außerhalb der USA noch lange nicht das Ende sein.
Seit mehr als 25 Jahren ist der Tech-Konzern Amazon in Deutschland aktiv. Aus dem Online-Buchshop amazon.de, der im Oktober 1998 live ging, ist eines der größten Unternehmen in Deutschland geworden. Für Amazon wiederum war Deutschland 1998 der erste Auslandsmarkt – und ist bis heute der wichtigste außerhalb der USA geblieben. Zeit also für Amazon, eine Bilanz der 25 Jahre bis 2023 zu ziehen.
Der US-Konzern lieferte dazu am Donnerstag große Zahlen. Allein in den Jahren 2010 bis 2023 habe Amazon über 77 Milliarden Euro in Deutschland investiert und 50 Milliarden Euro Wertschöpfung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen. Im vergangenen Jahr entfielen den Zahlen zufolge auf Amazon allein mit rund acht Milliarden Euro Wertschöpfung rund 0,2 Prozent des deutschen BIP.
Auch die Spuren auf dem Arbeitsmarkt lesen sich gewaltig. „Amazon ist ein bedeutender Arbeitgeber in Deutschland“, schreibt das Unternehmen. Amazon sei auf gutem Weg seine Ankündigung aus dem Sommer einzuhalten, bis Ende des Jahres zusätzlich 4.000 feste Arbeitsplätze zu schaffen und in Deutschland dann 40.000 Beschäftigte zu haben.
Die neuen Arbeitsplätze entstehen unter anderem in Logistikzentren in Horn-Bad Meinberg (Nordrhein-Westfalen), Erfurt (Thüringen), Dummerstorf (in Mecklenburg-Vorpommern) und Großenkneten bei Bremen (Niedersachsen). Amazon hat dazu weitere Milliarden-Investitionen in die Cloud-Infrastruktur mit einem Schwerpunkt im Rhein-Main-Gebiet angekündigt.
Amazon Deutschland steht für 300.000 Jobs
In den Jahren 2010 bis 2023 habe Amazon mehr als 16 Milliarden Euro Gehälter und Sozialleistungen gezahlt. 2023 seien durch Amazon zudem mehr als 110.000 Jobs bei Zulieferern in Bereichen wie Bau und Logistik entstanden. Um Online-Geschäfte auf Amazon zu betreiben, hätten kleine und mittlere Firmen deutschlandweit bisher 170.000 Arbeitsplätze geschaffen. Amazon hat dabei nicht nur neue Märkte geöffnet, sondern wie jeder Innovator auch alte Geschäfte verdrängt – etwa im Buchhandel.
In seiner Bilanz hebt Amazon sein Engagement für Nachhaltigkeit hervor. „2023 waren in Deutschland mehr als 1200 Elektro-Fahrzeuge von Amazons Lieferpartnern im Einsatz. Sie hätten damit 50 Millionen Pakete emissionsfrei ausgeliefert. Dies sei erst der Anfang. Amazon werde „400 Millionen Euro in die weitere Elektrifizierung unseres deutschen Transportnetzwerks investieren“, verspricht der Konzern.
Anders als Großansiedlungen wie Tesla oder Intel hat das von Jeff Bezos in Seattle gegründete Amazon in Deutschland keine Milliardensubventionen zum Start erhalten. Amazon ist stetig gewachsen. Wohl flossen in den Anfangsjahren unter anderem 14 Millionen, um Amazon den Start in Deutschland zu ebnen. Unter dem Strich kann sich die Steuerbilanz, die Amazon selbst aufmacht, sehen lassen.
5,2 Milliarden Steuern und Abgaben im Jahr
2023 hätten Amazons Aktivitäten in Deutschland zu einem Aufkommen von Steuern und Sozialabgaben von 5,2 Milliarden Euro geführt, nach 4,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Davon entfielen 692 Millionen Euro auf Unternehmensteuern wie Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer sowie Sozialversicherungsbeiträge. Die indirekten Steuern aus der Geschäftstätigkeit hätten 4,54 Milliarden Euro betragen. Dazu zählt Amazon die Mehrwertsteuer und die Einkommenssteuer der Beschäftigten.
Amazon nimmt für sich in Anspruch, um seine Standorte Firmen mit Technologie und Dienstleistungen zu unterstützen. Zudem ermögliche der Amazon-Marktplatz Zehntausenden Firmen, Produkte zu verkaufen und auch zu exportieren. 2023 hätten rund 47.500 deutsche Firmen mehr als 750 Millionen Produkte über Amazon verkauft. Über 60 Prozent dieser Produkte kämen von kleinen und mittleren Unternehmen. Sie hätten dadurch auch Waren für 5,5 Milliarden Euro ins Ausland exportiert – zehn Prozent mehr als im Vorjahr. 4,5 Milliarden dieser Exporte entfielen auf Kunden in anderen EU-Ländern.
Amazon hatte für 2023 einen Deutschland-Umsatz von rund 35 Milliarden Euro gemeldet. Das waren 12 Prozent mehr als im Vorjahr 2022. Dies entsprach unverändert rund 6,5 Prozent des Konzernumsatzes. Deutschland blieb damit nach den USA der größte Markt für Amazon, vor Großbritannien und Japan.