Kraft, Technik und Schnelligkeit: Emder Athletin schwärmt vom ersten Armwrestling-Training unter Frauen aus ganz Deutschland

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Emden –
Die Emder Armwrestlerin Sonja Claassen hat ein Problem: Es fehlt ihr an einer weiblichen Trainingspartnerin. Damit ist sie nicht allein, denn vielen Armwrestlerinnen in Deutschland geht es ähnlich. Über Instagram nahmen sie vor einigen Wochen Kontakt zueinander auf. Inzwischen haben sich 25 Armwrestlerinnen aus ganz Deutschland der Gruppe in den sozialen Medien angeschlossen. Neun von ihnen trafen sich erstmals zu einer gemeinsamen Trainingseinheit in Kassel. „Es war ein Riesenerfolg. Ich bin jetzt richtig motiviert, noch mehr Energie in diesen Sport zu stecken“, schwärmt Claassen.

Bessere Vergleichswerte

Doch ohne die Unterstützung einer Armwrestlerin aus Flensburg hätte Claassen diese Erfahrung vermutlich verpasst. „Annika Prochnow ist die Einzige, die ich durch unseren Wettkampf in Loquard schon kannte. Sie hat mich der Gruppe hinzugefügt. Ohne Annika wäre ich gar nicht dabei gewesen“, erklärt Claassen, die beim FC Loquard ausschließlich mit männlichen Vereinskollegen trainiert. „Das Tolle am Training mit den anderen Frauen ist der reale Vergleich. Wir treten schließlich nicht gegen Männer an. Daher können wir nur herausfinden, was unser Training bewirkt, wenn wir mit anderen Frauen am Tisch stehen.“

Eine Deutsche Meisterin

Die Idee zu einem gemeinsamen Armwrestling-Training unter Frauen stammt von Anna Chernova. Die Athletin aus Duisburg lernte Armwrestling vor 15 Jahren im Schulsport kennen und lieben. Mittlerweile ist sie Deutsche Meisterin und tritt sogar bei Europameisterschaften an. Unterstützung erhielt sie von Jasmin Hüpfel, einer Armwrestlerin aus Karlsruhe, die kurzerhand die erste gemeinsame Trainingseinheit in Kassel organisierte.

Prominenter Support

Vor Ort hätten die Bedingungen kaum besser sein können: Das Training fand dank der Unterstützung des bekannten Armwrestling-Ehepaars Peter und Birgit Zeiger in den Räumlichkeiten des SAV Kassel statt. Das Ehepaar, das sogar in der deutschen Hall of Fame vertreten ist, stand den Teilnehmerinnen mit Rat und Tat zur Seite. „Sie haben mit uns über ihre Erfahrungen gesprochen und, obwohl es gar nicht geplant war, sogar mit einigen von uns trainiert“, berichtet Claassen begeistert. Spontane Dehnübungen mit Peter Zeiger inklusive: „Das ist besonders wichtig, damit sich die Sehnen nicht verkürzen. Dass auch hier auf Sicherheit geachtet wurde, fand ich besonders toll.“ Auch das Ehepaar Zeiger zeigte sich angetan: „Von genau so einem Training für Frauen haben wir früher geträumt.“

Ideale Trainingspartnerin

Schon beim Warm-up bemerkten die Armwrestlerinnen, wie viel Kraft jede Einzelne mitbringt. „Der eine drückt, der andere hält dagegen. Erst versucht der eine zu pinnen, dann der nächste – und dann wird gewechselt. Das Ganze läuft beim Aufwärmen mit wenig Geschwindigkeit ab, um das Verletzungsrisiko zu minimieren“, erklärt Claassen. So fanden die Teilnehmerinnen die perfekten Trainingspartnerinnen. Auch Claassen wurde fündig: „Am besten konnte ich mit Daniela Helmer aus Aachen trainieren. Wir sind gleich stark und schnell, haben ähnliche Stärken und Schwächen.“

Stärken und Schwächen

Claassens größte Stärke ist die Kraft, auch technisch ist sie in Teilen gut aufgestellt, an der Geschwindigkeit hapert es allerdings noch. Das wurde vor allem bei dem Anblick der deutschen Meisterin Anna Chernova in Aktion deutlich: „Sie ist so schnell, das ist unfassbar“, schwärmt Claassen. Tipps von Chernova in diesem und anderen Bereichen seien entsprechend wertvoll gewesen.

Konkretes Ziel vor Augen

Nach einem einzigen Training unter Frauen erwartet Claassen noch keine direkte Leistungssteigerung: „An einem Tag verbessert sich niemand.“ Doch die Emderin hat Blut geleckt, passt ihren Trainingsplan gezielt auf die Anforderungen im Armwrestling an und hat ein konkretes Ziel vor Augen: „Ich möchte für den nächsten Wettkampf gut vorbereitet sein.“ Am 25. März will Claassen an der Deutschen Meisterschaft für Newcomer in Rottweil (Baden-Württemberg) teilnehmen. Zwischen Claassen und diesem Wettkampf liegen nicht nur viele Trainingsstunden, sondern auch 750 Kilometer Entfernung. Die über siebenstündige Fahrt nimmt sie jedoch gerne in Kauf, um in ihrer Wahlsportart, dem Armwrestling, den nächsten Schritt zu machen.