Die deutschen Nationalspieler um Jamal Musiala rissen die Arme hoch, Zehntausende DFB-Fans in Stuttgart forderten lautstark Elfmeter – doch die Pfeife des englischen Schiedsrichters Anthony Taylor blieb stumm.
Die Szene aus der 106. Minute des EM-Viertelfinals, in der Musiala den Ball an die Hand des Spaniers Marc Cucurella schoss, sorgte im Anschluss für große Diskussionen.
“Der Schiedsrichter hat auch ein bisschen für Spanien gepfiffen”, kritisierte Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem 1:2 nach Verlängerung bei MagentaTV. Es sei “ein Thema, das schwer zu bewerten ist. Es wäre fußball-like, wenn man bewertet, ob der Ball in die Stuttgarter Altstadt fliegt – dann wäre es niemals Elfmeter.”
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Wenn der Ball aber auf das Tor gehe, ergänzte Nagelsmann, “dann ist es klar Elfmeter”. Musialas Schuss sei “sehr gut gewesen, der geht wahrscheinlich sogar rein, und die Hand ist weit weggestreckt”. Der Video Assistant Referee (VAR) hatte in der Szene nicht eingegriffen.
Die Schiedsrichter-Expertin Bibiana Steinhaus-Webb und Patrick Ittrich erklären, warum dies so war:
“Der Schiedsrichter muss alle Kriterien bewerten, die ihm zur Verfügung stehen. Wahnsinnig schwierig in dem einen Moment. Der Schuss kommt aus einer kurzen Distanz, ist wahnsinnig scharf geschossen. Was der Schiedsrichter jetzt bewerten muss: Ist es eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche, ja oder nein? Er hat sich hier dafür entschieden, dass es eine relativ natürliche Bewegung ist, die angemessen ist für diese Verteidigungshaltung. Aus dem Grund hat er weiterlaufen lassen. Der Videoassistent kann da nicht unterstützen, weil es keine glasklare Fehlentscheidung ist. Die unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche ist das einzige Argument, was wir hier diskutieren können.”
“Den muss man eigentlich geben. Die Sachlage ist in der Tat so, dass der Schiedsrichter sachlich und unemotional entscheiden muss. Aus Sicht des Schiedsrichters muss geschaut werden: Was macht der Spieler? Der Spieler zieht am Ende des Schusses die Hand aus der Schussbahn zurück. So kann man es interpretieren. Und deswegen wurde der Schiedsrichter vom VAR nicht rausgeschickt. Dieses Handspiel macht das ganze Dilemma des Handspielproblems und der Regel sichtbar. Wir haben das Problem, dass wir hier einen Interpretationsraum haben.”