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3 Institute heben Konjunktur-Prognose an: Darum sehen Ökonomen jetzt wieder mehr Chancen für die deutsche Wirtschaft

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3 Institute heben Konjunktur-Prognose an: Darum sehen Ökonomen jetzt wieder mehr Chancen für die deutsche Wirtschaft

Wo ist der Haken: Wirtschaftsminister Robert Habeck sah schon vor einem Monat einen Aufwärtstrend. Jetzt hoben auch wichtige Ökonomen ihre Prognosen für die Konjunktur in Deutschland leicht an.
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Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft werden besser. Am Donnerstag drehten gleich drei führende Konjunkturinstitute ihre Prognosen leicht nach oben.

Als neuer Konsens bildet sich heraus, dass Deutschland 2024 ein Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent, und 2025 dann von einem bis 1,5 Prozent erreichen kann.

Das Wachstum ist zwar klein, der Stimmungsumschwung aber groß. Ökonomen sehen für Deutschland wieder mehr Chancen und weniger Risiken. Das steckt genau dahinter.

Manchmal können auch kleine Zahlen für große Veränderungen stehen. Stückchen für Stückchen drehen Ökonomen gerade ihre Prognosen für die deutsche Wirtschaft nach oben. Mit dem RWI in Essen, dem IfW Kiel und dem IW Halle hoben jetzt gleich drei führende Konjunkturinstitute ihren Ausblick leicht an. Unter Ökonomen bildet sich die Erwartung heraus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr 0,3 Prozent Wachstum erreichen kann, und im nächsten Jahr dann durchaus 1,5 Prozent.

Das ist nur ein Mini-Wachstum. Deutschland bleibt damit in Europa und im Kreis der Industrieländer im Hintertreffen. Auch das jüngsten Korrekturen blieben mit plus 0,1 Prozentpunkten verhalten. Und doch markieren sie einen wichtigen Umschwung: Viele Ökonomen sehen für Deutschland jetzt wieder mehr Chancen und weniger Risiken – zum ersten Mal seit Russlands Krieg gegen die Ukraine, dem Inflations-Tsunami und den tiefen Zweifeln, ob das seit Jahrzehnten erfolgreiche deutsche Geschäftsmodell überhaupt noch funktioniert.

Die neuen Chancen heißen: Steigende Kaufkraft der Einkommen, geringere Inflation, anziehende Exportehttps://www.businessinsider.de/themen/export/, ein steigender Handelsüberschuss und seit vergangener Woche auch noch sinkende Zinsen. Insgesamt haben sich die Bedingungen für mehr Konsum der Verbraucher ebenso verbessert wie für mehr Investitionen der Unternehmen. So schätzen die Konjunkturforscher diese zarten Hoffnungen ein.

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Moritz Schularick, IfW: „Licht am Ende des Tunnels“

„Es gibt Licht am Ende des Konjunkturtunnels. Die Zeichen mehren sich, dass sich die deutsche Wirtschaft aus der Rezession befreien kann“. sagt IfW-Präsident Moritz Schularick zur neuen Prognose des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. „In Deutschland setzt eine moderate Konjunkturerholung ein“. Das IfW hob die Prognose von 0,1 auf 0,2 Prozent Wachstum in diesem Jahr an: „Getragen wird die Erholung vor allem von den anziehenden Exporten und dem Konsum“. Eine hohe konjunkturelle Dynamik zeichne sich gleichwohl nicht ab. Für 2025 rechnet das IfW Kiel mit 1,1 Prozent Wachstum.

„Eine wichtige Weichenstellung ist dabei die von der Europäischen Zentralbank eingeläutete Zinswende“, sagt Schularick. Er erwartet 2024 noch zwei weitere Zinssenkungen der EZB um je 0,25 Prozentpunkte.

„Das Konjunkturbild einer mühsamen Erholung“ gewinne an Kontur. Nach den Exporten dürfte bald auch der Konsum anspringen. Der einsetzende Aufschwung komme jedoch mit wenig Dynamik in Gang, „ähnlich wie ein Fußballteam, das sich nach einer langen Abwehrschlacht mühsam nach vorne kämpft“, sagt IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.

Das Miniwachstum 2024 täusche gleichzeitig aber über die Expansionsdynamik hinweg. Die deutsche Wirtschaft wachse sogar oberhalb des Potenzialwachstums. Die Kapazitätsauslastung nehme also zu. Damit sei die Rezession überwunden, die Erholung beginne.

Die deutschen Exporte wachsen laut IfW 2024 um 0,6 Prozent und im Jahr 2025 sogar um 2,6 Prozent – nachdem sie 2023 noch gesunken waren. Das Gefälle im Wachstum der großen Volkswirtschaften werde kleiner. Während die Dynamik in den USA etwas nachlasse, belebe sich Europa spürbar, und auch China stabilisiere sich. In Europa kurbelten steigende Reallöhne den Konsum an. Die sinkenden Zinsen sollten 2025 spürbar werden. Es blieben aber geopolitische Risiken, besonders durch Handelskonflikte.

In Deutschland steigen die Reallöhne in diesem Jahr mit 3,4 Prozent „so kräftig wie seit über 30 Jahren nicht mehr“, rechnet das IfW. Die Arbeitslosisgkeit gehe wieder leicht zurück. Insgesamt nehmen also die Einkommen der Haushalte insgesamt deutlich zu.

Thorsten Schmidt, RWI: Wirtschaft auf Erholungskurs

„Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs eingeschwenkt, die Risiken für die Konjunktur haben sich verringert“, sagt RWI-Konjunkturchef Thorsten Schmidt. Das RWI ist noch optimistischer und erhöhte seine Wachstumsprognose 2024 von 0,3 auf 0,4 Prozent. Für das kommende Jahr erwartet das RWI jetzt 1,5 statt 1,2 Prozent.

„Seit Beginn des Jahres erholt sich die deutsche Wirtschaft“, schreibt das RWI. „Unterstützung bekommt sie von den Exporten“. Die konjunkturelle Erholung dürfte noch an Schwung gewinnen. Als Unsicherheiten nennt das RWI die Energiepreise und auch die Wirtschaftspolitik.

Viele Verbraucher würden ihre zusätzlichen Einkommen zwar noch nicht für Konsum ausgeben, sondern „deutlich mehr als üblich sparen“. Dies sollte sich mit weiter zunehmenden Realeinkommen aber ändern. Die tatsächlichen Verdienste der Beschäftigten steigen laut RWI 2024 um 4,7 und 2025 um 2,7 Prozent. Auch das RWI erwartet, dass die Arbeitslosenquote wieder von 5,9 auf 5,7 Prozent sinkt.

Oliver Holtemöller, IWH: Wachstum im Osten doppelt so hoch

„Die Belebung wird wohl ab dem Herbst Fahrt aufnehmen“, sagt IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Auch er baut auf steigende Einkommen und Exporte. Das IWH hob seine Wachstumsprognose für 2024 von 0,2 auf 0,3 Prozent an. In Ostdeutschland lege die Wirtschaft mit 0,6 Prozent sogar doppelt so stark zu.

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In Deutschland führten weiter steigende Realeinkommen zur Ausweitung des Konsums. „Alles in allem wird die Produktion im Sommerhalbjahr wohl nur verhalten ausgeweitet. Daran ändert auch die Fußball-Europameisterschaft nichts“, sagte Holtemöller.

„Ein Risiko ist die Möglichkeit einer rasch zunehmenden Fragmentierung der Weltwirtschaft“, warnte Holtemöller. Etwa, wenn die Europäische Kommission Strafzölle auf subventionierte chinesische Produkte erhebe und China mit eigenen Zollerhöhungen antworte. Dies würde besonders Unternehmen der Automobilbranche treffen. „Unter solchen Bedingungen wären die Chancen für eine Expansion der deutschen Exporte schlecht“, warnt der Ökonom. „Es ist zweifelhaft, ob sich eine gesamtwirtschaftliche Erholung in Deutschland ohne außenwirtschaftliche Impulse einstellen könnte.“

IMK: Risiken für die Konjunktur nehmen ab

Auch das gewerkschaftsnahe Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erwartet, dass sich die aktuelle Erholung im Herbst beschleunigt. Das Risiko einer erneuten Rezession sinke. Die Konjunktur-Ampel des IMK sprang erstmals seit einem Jahr von „rot“ auf „gelb-rot“.

„Der Indikator deutet auf eine sich langsam kräftigende Erholung der Konjunktur ab der Jahresmitte“, sagte IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald. „Säule des Wachstums dürfte neben dem Export der private Verbrauch werden, der von dynamischem Lohnwachstum bei inzwischen abgeflachter Inflation angeregt wird.“

Das IMK und das Münchener Ifo-Institut legt seine neue Prognose für die Konjunktur in der kommenden Woche vor. Bereits an diesem Freitag präsentiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) seine Aussichten.

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